Florĭdablanca

[710] Florĭdablanca, José Moniño, Graf von, span. Staatsmann, geb. 21. Okt. 1728 zu Hellin in Murcia, gest. 20. Nov. 1808, schwang sich durch rastlose Arbeit und geniale Begabung aus den bescheidensten Verhältnissen empor, ward Advokat und Fiskal des Rates von Kastilien, dann 1772 Gesandter in Rom, wo er eifrig und erfolgreich an der Aufhebung des Jesuitenordens arbeitete. Nach dem Sturze Grimaldis ward F. 1777 erster Minister König Karls III. In dieser Stellung übte er anfangs den wohltätigsten Einfluß, indem er die Herrschaft der Kirche bekämpfte, das Volk durch höhere Bildung zu befreien und zur Selbsttätigkeit anzuspornen suchte, die Industrie förderte und Handel und Verkehr durch Anlegung von Straßen und Kanälen hob. Die meisten der von ihm angestrebten Reformen scheiterten aber an dem trägen Widerstande des spanischen Volkes. Zugleich stürzte er Spanien in den Krieg gegen England 1779–83, der Spanien gar keine Vorte ile brachte. Nach Karls III. Tode (1788) verlor er sehr an Einfluß und mußte sich auf das Departement der auswärtigen Angelegenheiten beschränken. Die Revolution, die Spanien des französischen Bündnisses beraubte, haßte er auf das bitterste, und dieser Haß machte ihn zum Reaktionär. Am 18. Juni 1790 wurde er durch einen Meuchelmörder verwundet. Um für ihren Günstling Godoy Platz zu machen, führte die Königin Floridablancas Sturz herbei (28. Febr. 1792). Er wurde nach Murcia verbannt. Bei der Erhebung des spanischen Volkes gegen die Franzosen 1808 ward F. Mitglied der Junta von Murcia und 25. Sept. Präsident der Zentraljunta in Aranjuez.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 710.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: