Fraknói

[815] Fraknói (eigentlich Frankl), Wilhelm, ungar. Historiker, geb. 17. Febr. 1843 zu Ürmény im Neutraer Komitat, studierte in Tirnau und an den geistlichen Seminaren zu Gran und Pest. Schon 1860 gewann er einen akademischen Preis mit der (ungarischen) Schrift »Skizze des Standes der Kultur der Magyaren unter den Herzogen« (Pest 1861) und bald darauf einen zweiten, von der Pester Universität ausgesetzten Preis mit der Abhandlung »Ursprung und historische Entwickelung der Palatins- und Oberstlandesrichterwürde« (das. 1863). Während des Provisoriums schrieb er ein Schulbuch der ungarischen Geschichte vom antikonstitutionellen Standpunkt. 1864 wurde F. Professor in Tirnau, 1865 in Gran, 1871 Sekretär der ungarischen Akademie, 1875 Bibliothekar des Nationalmuseums, 1878 Domherr in Großwardein und 1879 Generalsekretär der Akademie und Abt von Szegszárd; darauf Domherr des Großwardeiner Kapitels, 1892 Titularbischof von Arbe und (1897) Oberinspektor der ungarländischen Museen und Bibliotheken, außerdem Leiter des ungarisch-historischen Seminars in Rom. Ebendort sti stete er für ungarische Historiker und Künstler Freiplätze. Er schrieb ferner in ungarischer Sprache: »Peter Pázmán und dessen Zeitalter« (Pest 1868–69, 2 Bde.); »Das vaterländische und ausländische Unterrichtswesen im 16. Jahrhundert« (1873); »Geschichte von Ungarn« (neue Aufl. 1873–74); »Das Leben des Erzbischofs Johann Vitéz« (1879); »Die Verschwörung des Martinovics« (1880); »Ungarn und die Liga von Cambrai« (1883); »Ungarn vor der Schlacht bei Mohács 1524 bis 1526« (deutsch von Schwicker, Pest 1886); »König Matthias Hunyadi« (1890; deutsch, Freiburg 1891); »Das Patronatsrecht der ungarischen Könige von der Zeit des heil. Stephan bis Maria Theresia« (1895); »Das Zeitalter der Hunyadi und der Jagellonen« (Bd. 4 der »Nationalen Geschichte Ungarns«, 1896); »Die Diplomaten des Königs Matthias Hunyadi« (1899); »Biographie Stefan Verböczys« (1899); »Die Beziehungen Ungarns zum heiligen Stuhl« (1901–1903, 3 Bde.); »Papst Innocenz XI. und Ungarns Befreiung von der Türkenherrschaft« (deutsch, Freib. 1902). Im Auftrag der ungarischen Akademie gab er »Denkmäler der ungarischen Reichstage« (1874–77, 6 Bde.), ferner »Briefe des Königs Matthias Corvinus« (2 Bde.) und »Urkunden zur Geschichte des Patronatrechtes der ungarischen Könige« (1899) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 6. Leipzig 1906, S. 815.
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