Gaj

[259] Gaj, Ljudewit, der Begründer des neuen kroat. Schriftwesens, geb. 8. Juli 1809 in Krapina (Komitat Warasdin), gest. 20. April 1872 in Agram, studierte die Rechte in Graz, Wien und in Pest, wo er, von Kollár angeregt, die Idee faßte, durch eine gemeinsame Schriftsprache die verschiedenen serbo-chorwatischen Stämme zu einem neuen geistigen Leben zu erwecken. Zu diesem Zweck gab er die Schrift »Kratka osnova hrvatsko-slavenskoga pravopisanja« (»Kurze Begründung einer kroatisch-slowenischen Rechtschreibung«, Ofen 1830) heraus, und in Agram, wo er seine Studien fortsetzte, sammelte er rasch einen Kreis Gleichgesinnter um sich. Natürlich war die Tätigkeit Gajs und seiner Anhänger gegen den Magyarismus gerichtet; eine gleiche Tendenz verfolgte die 1835 gegründete Zeitung »Novine Hvratske« (»Kroatische Zeitung«) mit dem Beiblatt »Danica« (»Morgenstern«), seit 1836 »Ilirske Novine« und »Danica ilirska« betitelt, indem G. und seine Anhänger als gemeinsame Nationalitätsbezeichuung den Namen »Illyrier« annahmen, der jedoch 1844 von der österreichischen Regierung verboten wurde. Durch diese Blätter erreichte G. die Annahme seiner neuen Rechtschreibung von seiten fast aller römisch-katholischen Südslawen und deren literarische Einheit. Mehrmals in den ungarischen Reichstag gewählt, suchte er vergeblich Verständigung mit den Magyaren; ebensowenig gelang ihm eine Einigung mit den griechisch-katholischen Südslawen. Nach den Märzereignissen von 1848 eilte G. nach Wien, erwirkte dort das Recht zur Wahl eines Banus von Kroatien und berief nach seiner Rückkehr nach Agram eine Volksversammlung, die Jellachich zum Bau erhob. Vgl. »Geschichte des Illyrismus« (mit Vorwort von W. Wachsmuth, Leipz. 1849); Picot, Les Serbes de Hongrie (Par. u. Prag 1873–74).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 259.
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