Gartenbauvereine

[349] Gartenbauvereine, Gesellschaften von Gärtnern und Gartenfreunden zur Förderung und Hebung des gesamten Gartenbaues oder einzelner Teile desselben (Obst-, Weinbau, Gemüsebau, Akklimatisation etc.), tauschen in regelmäßigen Versammlungen ihre Ansichten und Erfahrungen aus, veranstalten auch Blumen- und Fruchtausstellungen und fördern die Herausgabe und Verbreitung von Gartenbau-, Blumen- und pomologischen Zeitungen und ähnlichen Schriften. Der erste Verein dieser Art, die Horticultural Society,[349] entstand 1805 in London und gibt seit 1812 seine VerhandlungenTransactions of the Horticultural Society of London«) heraus, verfügt über bedeutende Geldmittel und unterhält viele Forscher und Sammler in fast allen Teilen der Erde. Andre Vereine folgten bald nach in den großen Städten Englands, in Frankreich, Belgien, Holland. In Deutschland entstand 1822 der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den königlich preußischen Staaten zu Berlin; 1826 die königliche Gartenbaugesellschaft »Flora« zu Dresden, die eigne Berichte herausgibt. Nun folgten die Schweiz, Österreich, Rußland, zuletzt Italien. Einige Vereine verfügen über Grundstücke mit Gewächshäusern etc., viele über Versuchsgärten und Baumschulen. Die meisten Vereine beschränken ihre Tätigkeit auf ihre Stadt und Umgegend. Außerdem haben sich viele zu provinziellen Vereinigungen mit wirtschaftlichen Zielen zusammengetan, z. B. der Verband rheinischer, mitteldeutscher und andrer Vereine, der Gartenbauverband für das Königreich Sachsen etc. Diese erreichen in Preußen im Anschluß an die Landwirtschaftskammern, in Sachsen an den Landeskulturrat in ausreichender Weise, was man vereinzelt als das Ziel eigner, vom Reiche zu bildender Gartenbaukammern bezeichnen hört. Die Interessen der Arbeitnehmer vertritt der »Allgemeine deutsche Gärtnerverein«. Sonderfachvereine von Bedeutung sind der »Verein deutscher Gartenkünstler« zur Förderung der Landschaftsgartenkunst mit eigner Zeitschrift »Gartenkunst«; der »Deutsche Pomologenverein« zur Förderung von Obstbau, Obstsortenkenntnis und Obstverwertung, mit eigner Zeitschrift »Pomologische Monatshefte«, nebst ausführlichen Kongreßberichten; hierher gehören ferner: die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (s. Dendrologie), Verein deutscher Rosenfreunde (Rosenzeitung), Deutsche Kakteengesellschaft (Monatshefte), Deutsche Dahliengesellschaft. An einzelnen Orten bestehen eigne Vereine zur Förderung der Blumenpflege bei Kindern (Berlin). Viele der größern Vereine mit weitern Zielen haben auch diese Art der Förderung des Gartenbaues in ihr Programm aufgenommen, wie auch die Ausschreibung von Wettbewerbungen für Blumenschmuck der Balkons und Fenster.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 7. Leipzig 1907, S. 349-350.
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