Gratry

[246] Gratry, Alphonse, genannt le père G., französischer kathol. Theolog, geb. 30. März 1805 in Lille, gest. 7. Febr. 1872 in Montreux, wurde 1861 Generalvikar des Bischofs von Orléans, 1863 Professor der Moral an der Sorbonne, 1867 Mitglied der Akademie, nachdem er sich durch seinen »Cours de philosophie« (1855–57) in 3 Teilen: »De la connaissance de Dieu« (8. Aufl. 1903, 2 Bde.), »Logique« (5. Aufl. 1868, 2 Bde.), »De la connaissance de l'âme« (5. Aufl. 1873, 2 Bde.), seine »Philosophie du Crédo« (1861, 4. Aufl. 1902), einen Kommentar zum Matthäus (1863 bis 1865) und andre Werke, darunter Streitschriften gegen Renan, bekannt gemacht hatte. In »La morale et la loi de l'histoire« (1868, 2 Bde.; 2. Aufl. 1871) feierte er die französische Revolution als »eine Erneuerung des Angesichts der Erde in der Gerechtigkeit, der Wahrheit und der Freiheit«, bekämpfte beim Herannahen des vatikanischen Konzils den päpstlichen Absolutismus in den meisterhaft geschriebenen »Lettres à Mgr. l'archevêque de Malines« (s. Dechamps 2), unterwarf sich aber 1871 den vatikanischen Beschlüssen. Aus seinem Nachlaß erschien: »Souvenirs de ma jeunesse« (6. Aufl. 1902) und »Méditations inédites« (1898). Vgl. seine Biographien von Perraud (4. Aufl., Par. 1900) und Chauvin (das. 1901); At, G., sa philosophie (das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 246.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika