Guadalajāra [2]

[474] Guadalajāra, 1) Hauptstadt der gleichnamigen span. Provinz (s. oben), 641 m ü. M. auf einer kahlen Anhöhe über dem linken Ufer des Henares, an der Eisenbahn Madrid-Saragossa, hat einen gotisch-arabischen Palast der Herzoge del Infantado mit schonem Hof (jetzt im Verfall), eine angeblich römische Wasserleitung, ein ehemaliges Kloster San Francisco, jetzt Fork, mit der Grabkapelle der Mendoza, eine königliche Genieakademie mit Bibliothek und Museum (in dem Gebäude der ehemaligen königlichen Tuchfabrik), eine schone Promenade (Concordia) und (1900) 11,144 Einw., die Leder-, Flanell- und Sergefabrikation betreiben. Die Stadt, zur Gotenzeit Arriaca genannt, wurde 714 von den Arabern erobert, die ihr den jetzigen Namen gaben, sie aber 1081 an Alfons I. von Kastilien verloren. – 2) Hauptstadt des mexikan. Staates Jalisco und nächst Mexiko die bedeutendste Stadt des Landes, unter 21°9´ nördl. Br., im Tal von Atemaxac, unfern des Rio Grande de Santiago, an der Bahn Mexiko-Ameca, 1150 m ü. M., hat 16 meist mit Bäumen bepflanzte öffentliche Plätze, eine schattige Alameda und einen Paseo Publico, schöne Gärten, sich rechtwinklig schneidende, von Pferdebahnen durchzogene Straßen und wird durch einen 12 km langen Aquädukt mit Wasser versorgt. Die Häuser sind mit Rücksicht auf die häufigen Erdbeben meist einstöckig. Bemerkenswert sind an der Plaza de Armas die 1618 vollendete gatische Kathedrale mit Kuppel und zwei hohen Türmen, der dorische Negierungspalast und die Portales de Cortazar und de Bolivar mit wohl ausgestatteten Läden, an der Plaza Nuñez die mit Gold und Farben reich geschmückte Kirche San José, ferner: Münze, Zollhaus, Universität im ehemaligen Jesuitenkolleg, Kunstschule, Priesterseminar, Belen-Hospital, Armenhaus (1000 Insassen), zugleich Findelhaus, Waisenhaus, Greisenheim, Taubstummen- und Blindenanstalt, Teatro Degollado, Amphitheater für Stiergefechte. G. ist Sitz des Gouverneurs, eines Bischofs und eines deutschen Konsuls und hat (1900) 101,208 Einw., die berühmte Eisen-, Stahl-, Glas- und Tonwaren, ferner Baumwollen- und Wollenzeuge und Papier fabrizieren. Aus Europa und Nordamerika werden durch die hier ansässigen deutschen und französischen Firmen Woll- u. Baumwollwaren, Kurzwaren etc. eingeführt. G. wurde 1531 von Nuñez Guzman gegründet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 474.
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