Guell y Renté

[495] Guell y Renté (spr. ŭell), José, span. Schriftsteller und Politiker, geb. 14. Sept. 1818 in Havanna auf Euba, gest. 20. Dez. 1884 in Madrid, wurde, nachdem er seine juristischen Studien in Barcelona vollendet hatte, in seiner Vaterstadt Advokat, begab sich aber bald nach Madrid, wo er im Juni 1848 die Infantin D. Josepha, die Schwester des Königs Franz, heiratete. Darin lag für ihn die Quelle langer Unannehmlichkeiten. Das königliche Haus sah die Ehe höchst ungern, man verwies ihn ins königliche Palais von Valladolid; er aber stellte sich 1854 an die Spitze der Volksbewegung und des aufständischen Heeres. So kam er als Volksmann in die Kammer und wurde zum Kommandanten des 4. Bataillons der Nationalmiliz in Madrid erwählt, wobei er immer auf Esparteros Seite stand. In den Stürmen von 1856 nach Paris verbannt, lebte er hier vorzugsweise der literarischen Tätigkeit (z. T. in französischer Sprache); 1879 wurde er für die Insel Cuba zum Senator ernannt. Außer zahlreichen Beiträgen für die liberale spanische Presse veröffentlichte er die Gedichtsammlungen: »Lagrimas del corazon« (Valladolid 1854) und »Duelos del corazon« (das. 1855); ein Drama: »Don Carlos« (1879); ferner die Prosawerke: »Pensamientos cristianos, filosoficos y politicos« (Valladolid 1854), »Leyendas americanas« (Par. 1856), »Tradiciones de America« (1861), »Légendes du Montserrat« (1866), »Légende de Catherine Ossema« (1873), »Les deux folies« (1879); die historischen Studien: »Philippe II et Don Carlos devant l'histoire« (1878) und »Los restos de Colon« (Par. 1884) u. a. Eine neue Ausgabe seiner »Poesías« erschien 1881 in Paris.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 495.
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