Héderváry [2]

[37] Héderváry (spr. hēderwāri), Nachkommen des unter Géza II. aus Deutschland eingewanderten geadelten Comes Hedrik, der sich unweit Raab auf der Donauinsel Szigetköz eine Burg erbaute (s. Hédervári). Seine Nachfolger gelangten besonders im 14. und 15. Jahrh. zu großer Macht. Schon Saul H. war um 1180 Erzbischof von Kalocsa und Kanzler Bélas III.; Stefan H. wurde 1206 Palatinus, ebenso Poth H. (1209) und Dionys H. Letzterer galt als der schlimmste Ratgeber Andreas' II. und Haupturheber des Verfalles des Landes vor dem Mongoleneinbruch; Béta IV. ließ ihn zur Strafe blenden. Auch Dionys II.[37] bekleidete die Palatinswürde; 1241 wurde er von den Mongolen geschlagen. Der Palatin Poth LaurenziusH. kämpfte unter Béla IV. gegen Halić, gegen Ottokar von Böhmen und gegen die Bulgaren. – Von seinem Enkel Lorenz von Ujlaky H. stammt die Oligarchendynastie der Ujlaky ab, welcher auch der Palatin Kont entsprang, der unter Ludwig d. Gr. eine große Rolle spielte. Dionys H., Judex Curiae, rettete Karl Robert 1330 im Kampfe gegen Bazaraba das Leben; Johann H. war 1388–1410 als Bischof von Raab und Diplomat König Siegmunds tätig; Lorenz H. begleitete Siegmund zum Baseler Konzil und war von 1437–47 Palatin; Emrich H. war ein Gegner der Hunyadi, mußte aber schließlich Matthias Corvinus Treue schwören. Ladislaus H. war 1446–67 Bischof von Erlau, zugleich ein treuer und streitbarer Anhänger Matthias' im Kampf gegen die Hussiten. Stefan H., Parteigänger Szapolyais, wurde von Katzianer 1529 gefangen genommen. Mit Stefan VI. H. starb das Geschlecht 1680 aus, dessen Name und Güter mit seiner Erbtochter Katharine auf die Familie Viczay übergingen, von der sie 1874 Graf Khuen erbte. Vgl. Khuen-Héderváry.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 37-38.
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