Hīob

[357] Hīob (Job) ist Held des nach ihm benannten Lehrgedichts im Alten Testament. Er wird als Herdenbesitzer im Land Uz geschildert, ist in Wahrheit entweder eine Gestalt der alten, nicht einmal spezifisch hebräischen Sagenwelt (vgl. Hesek. 14,14 u. 20) oder geradezu (schon der symbolische Name, soviel wie Angefeindeter, läßt dies vermuten) eine zum Zweck der Veranschaulichung einer Idee fingierte Person. Das Buch H. erörtert das Problem, wie sich das Leiden des Frommen mit der göttlichen Gerechtigkeit vertrage, von einem Standpunkt aus, der von einem künftigen Ausgleich nichts weiß, sondern eine Lösung im Diesseits anstrebt. Zu unterscheiden sind der epische Prolog (1 und 2) und Epilog (42,7–17) und die Hauptmasse der Reden, die zwischen H. und seinen Freunden in drei Gängen (4–14,15–21,22–31) gewechselt werden; die Reden Elihus (32–37) sind vielleicht spätere Einschaltung. Das Ganze ist im besten Hebräisch geschrieben und könnte der Blütezeit der hebräischen Literatur angehören, doch weisen Thema, Gedankengang und Vorstellungen wie die Anschauung von den Engeln in die nachexilische Zeit (4. Jahrh.). Der Text ist oft stark verderbt. Die Bilder sind mannigfaltig, frisch und blühend, die Naturbeschreibungen nicht selten erhaben; die Gedanken zeugen von einem hohen Geist, der viel in sich zerarbeitet und an sich gearbeitet hat. Dagegen weiß er die Dämonen des Zweifels, die er heraufbeschwört, nicht eigentlich zu bewältigen. Das einzig praktische Resultat so vieler Streitreden besteht in dem Bekenntnis, daß der Mensch unfähig sei, das Rätsel des Geschickes mit dem Gottesgedanken zu versöhnen, und ihm deshalb nur unbedingte Unterwerfung übrigbleibe. Kommentare lieferten Dillmann (4. Aufl., Leipz. 1891), Budde (Götting. 1896), Duhm (Freib. 1897), Delitzsch (Leipz. 1902), neuere deutsche Übersetzungen Duhm und Delitzsch. Vgl. Ley, Das Buch H. für gebildete Leser dargestellt (Halle 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 357.
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