Halbertsma

[643] Halbertsma, 1) Justus Hiddes, niederländ. Sprachforscher, geb. 23-Okt. 1789 in Grouw (Friesland), gest. 27. Febr. 1869 in Deventer als mennonitischer Prediger. Als Mitglied des königlichen niederländischen Instituts beteiligte er sich an der Herausgabe von Maerlants »Spiegel Historiael« (Bd. 4, Leiden und Amsterd. 1849) und gab seine ausgezeichneten »Aanteekeningen« dazu heraus (Deventer 1851). Als Literarhistoriker schrieb er »Het Geslacht der Van Harens; Fragmenten« (Devent. 1829), »Letterkundige Naoogst« (das. 1840–43, 2 Bde.) und »Hulde aan Gijsbert Japiks« (das. 1824 bis 1827, 2 Bde.). Am meisten machte sich H. um das Friesische verdient; er regelte seine Orthographie (1834), übersetzte im Auftrag des Prinzen Ludwig Lucian Bonaparte das Matthäusevangelium ins Neufriesische (Lond. 1858), und auf Grund des von ihm gesammelten reichhaltigen Materials konnte sein Sohn, der Groninger Professor Th. H., ein »Lexicon Frisicum« herausgeben (1872), von dem jedoch nur der erste Teil erschien (A-Feer). Halbertsmas Biographie schrieb W. Eekhoff (Leeuwarden 1869).

2) Eeltje, Bruder des vorigen, namhafter friesischer Dichter, geb. 8. Okt. 1797 in Grouw (Friesland), gest. daselbst 22. März 1858, studierte in Leiden Medizin, war zuerst Arzt in Purmerend, später in seinem Geburtsort bis 1854. Seine hauptsächlichste Leistung ist die volkstümliche Liedersammlung »De Lapekoer fen Gabe Scroar« (»Der Lappenkorb von Schneider Gabe«, Deventer 1822, 3. Aufl. 1834; niederländische Übersetzung von J. J. A. Goeverneur, das. 1860). Später schrieb er unter anderm: »De Scearwinkel fen Joute-Baes« (»Die Barbierstube von Meister Joute«, Deventer 1835, 2. Aufl. 1841); »De Treemter [643] fen it Sint-Anthoni Gasthuws to Ljouwert« (»Das Refektorium des St. Anton-Spitals zu Leeuwarden«, Dev. 1836); »De noärcher Ruen oan Gabe Scroar« (»Brief aus dem Monde von einem Wallach aus dem drentschen Dorfe Norch an Schneider Gabe geschrieben«, das. 1836); »Twîgen uwt ien alde Stamme« (»Zweige aus einem alten Stamme«, das. 1840; niederländisch von Goeverneur, das. 1841); »De foarname Uutfenhuwzers yn Frieslân« (»Die vornehmen Gäste in Friesland«, Leeuw. 1841); »Minne Jorrits Reis nei it Kollumer Oproer« (»Lieben Jorrits Reise zum Kollumer Aufruhr«, Snits 1851); »Leed in Wille« (»Leid und Lust«, Deventer 1854). Er übersetzte von Klaus Groth: »De Quickborn. Platduetske Rymkes yn it Friesk oerbrogt« (Leeuw. 1857). Nach seinem Tode gab Eekhoff mit einer kurzen Biographie noch seine nachgelassene Schrift: »De Jonkerboer of Krystyd in Sint Steffen yn ald Frieslân« (Leeuw. 1858) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 643-644.
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