Leeuwarden

[319] Leeuwarden (spr. lĕü-), Hauptstadt der niederländ. Provinz Friesland, am Großen Kanal zwischen Harlingen und Groningen gelegen, wird von vielen Kanälen durchschnitten und steht durch Eisenbahnen mit Harlingen, Stavoren, Zutphen und Groningen in Verbindung. Unter den zwölf Kirchen zeichnet sich besonders die Hauptkirche zu St. Jakob aus, wo sich bis 1795 die prächtigen Grabmäler der friesischen Statthalter befanden. Die merkwürdigsten öffentlichen Gebäude sind: das alte (nicht sehr ansehnliche) Residenzschloß der Statthalter von Friesland aus dem Haus Nassau-Diez, die ehemals hier ihren Sitz hatten, das Regierungsgebäude, das stattliche neue Justizgebäude (Provinzialgerichtshof), die gotische Kanzlei oder der ehemalige Gerichtshof von Friesland (1566–1571 von B. Janszon erbaut, jetzt Gefängnis), der Oldehoof, das große, prächtige Rathaus mit der Stadtbibliothek, bedeutendem Archiv und schönen Gemälden, das Schauspielhaus etc. Die Einwohnerzahl beträgt (1903) 33,584 Seelen. Die Industrie erstreckt sich auf Fabrikation von Gold- und Silberwaren, Spiegeln, Pianofortes, Orgeln, Wagen etc. L. ist einer der größten Frucht- u. Viehmärkte in den Niederlanden. Auch der Handel mit Zichorie, Flachs, Rindshäuten, Knochen, wollenen Manufaktur- und Kolonialwaren sowie mit Wein und Kornbranntwein ist sehr ansehnlich. L. hat ein Gymnasium, eine höhere Bürgerschule, einen Gerichtshof und ist Sitz vieler gelehrten und gemeinnützigen Gesellschaften (z. B. der Friesischen Gesellschaft für Geschichte, Altertums- und Sprachenkunde). – L. kommt schon in Urkunden des 13. Jahrh. vor; es lag damals noch an einem breiten Meerbusen (Mittelsee oder Boorndiep), der allmählich durch Schlammanhäufung und Eindeichung so ausgefüllt wurde, daß L. jetzt eine Binnenstadt ist. 1504 wurde die Stadt Sitz des Rates der Provinz Friesland und 1564 eines Bischofs, der aber 1576 infolge der Annahme der Reformation weichen mußte.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 319.
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