Halskrause

[669] Halskrause, eine leichte gefältete Halsbekleidung, entwickelte sich zu Anfang des 16. Jahrh. aus dem Saum des Hemdes und trat zunächst in mäßiger Größe auf. Später vom Hemd getrennt, wurde sie zum selbständigen Kleidungsstück und wuchs allmählich in Höhe und Breite so ins Ungeheure, daß sie wie ein Mühlstein den Hals bis an die Ohren umschloß. In dieser (spezifisch spanischen) Form, mit Draht unterzogen und steif gestärkt, herrschte sie in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. gleichmäßig bei Männern und Frauen. Während sie sich in Holland in dieser Form, namentlich bei ältern Frauen, noch bis über die zweite Hälfte des 17. Jahrh. erhielt, verwandelte sie sich in den mehr dem Wandel des Geschmacks zugänglichen Ländern bereits gegen Ende des 16. Jahrh. mit dem Aufkommen der ausgeschnittenen Frauenkleider in einen hochstehenden, fächerförmigen Spitzenkragen, worauf sie sich zu Anfang des 17. Jahrh., als die langen Haare wieder Mode wurden, auf die Schultern hinabsenkte, nunmehr aus einem steifen Kragen und einem gekräuselten Rand bestehend. Aus dieser Form und dem wallonischen Reiterkragen entstand sodann der hinabfallende Spitzenkragen, der schon während des Dreißigjährigen Krieges allgemein herrschte, und an dessen Stelle bei den Männern später das Halstuch (s. d.) trat, während sich die steife spanische H. nur bei Ratsherren und lutherischen Geistlichen bis ins 18. Jahrh. erhielt, ja von letztern hier und da noch jetzt getragen wird. Auch in der Amtstracht der Hamburger Bürgermeister und Senatoren hat sich die mühlsteinförmige H. noch erhalten. S. Tafel »Kostüme II«, Fig. 11 und 12; Tafel III, Fig. 1, 2, 3 und 6.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 8. Leipzig 1907, S. 669.
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