Havelland

[7] Havelland, Landschaft im preuß. Regbez. Potsdam, besteht im wesentlichen aus der Stadt Potsdam und den jetzigen Kreisen West- und Osthavelland, ist 2530 qkm (45,9 QM.) groß und bildet eine Insel, indem es im O., S. und W. von der Havel begrenzt wird, während im N. der Rhin mit dem Ruppiner Kanal den Abschluß bildet. Mit Ausnahme einer kurzen Strecke vom Rhin ist diese Wassergrenze auch schiffbar. Die Oberfläche des Landes zeigt eine mannigfaltige Abwechselung von meist sandigen Hügelflächen (bis 125 m hoch) und sehr niedrig gelegenen Wiesengründen; fruchtbares Ackerland gibt es in der Mitte (Nauen). Einige Hügel unweit der Havel gewähren weite Rundsichten (Ruinen- und Pfingstberg bei Potsdam, Marienberg bei Brandenburg). Etwa in der Mitte wird das H. von O. nach W. in einer Breite von 8–12 km von einem tiefen Bruchland, dem Havelländischen Luch, durchzogen, das, ehedem fast ungangbar, 1718–24 unter Friedrich Wilhelm I. entwässert wurde. Die Kanäle und Gräben, darunter der 75 km lange Große Hauptgraben (s. d.) und der 26 km lange Kleine Haupt- oder Friesacker Kanal, die zu diesem Zweck angelegt wurden, haben eine Länge von 532 km. Gegenwärtig enthält das Luch vorzugsweise Wiesen-, dann Ackerland; auch der Torfstich ist von Wichtigkeit. S. die Übersicht und Karte bei Artikel »Kanäle« und Karte »Brandenburg«. – Die Geschichte des Havellandes ist mit der von Brandenburg-Preußen aufs engste verwachsen. Die dort wohnenden Heveller (s. d.) wurden erst im 12. Jahrh. von Albrecht dem Bären unterworfen. Beim Beginn der Herrschaft der Hohenzollern (1411) war das H. vermöge seiner sehr geschützten Grenzen (s. Havel) ein großes Bollwerk für den widerstrebenden Adel, der sich erst nach dem Fall von Friesack (1414) beugte. Vgl. die »Übersicht der statistischen und sonstigen Verhältnisse des Kreises Westhavelland« (Rathenow 1896).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 7.
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