Henner

[172] Henner, Jean Jacques, franz. Maler, geb. 5. März 1829 zu Bernweiler im Elsaß, wurde in Paris Schüler von Drolling und Picot und trug 1858 den römischen Preis im Geschichtsbild davon. Er widmete sich in Italien vornehmlich dem Studium Tizians und Correggios und bildete sich allmählich eine Spezialität in der Darstellung nackter Frauengestalten, deren Umrisse durch Halbdunkel oder Dämmerlicht in landschaftlicher Umgebung weich, unbestimmt und fließend gemacht sind. Der sinnliche Reiz wirkt dabei ebenso mit wie das verschwommene Kolorit und die elegische Stimmung. In derselben Art behandelt er auch religiöse Motive. Seine Hauptwerke dieser Gattung sind: Susanna im Bad (1865, Luxemburg-Galerie), Biblis in eine Quelle verwandelt (1867, Museum von Dijon), die Frau auf dem schwarzen Diwan (1869, Museum von Mülhausen), das Idyll (zwei nackte Frauen, 1873, Luxembourg), der barmherzige Samariter (1874, ebendaselbst), der tote Christus (1876), der Abend (1877), die Najade, die büßende Magdalena (1878, Museum in Kolmar), Christus im Grab, die Ekloge (1879), die Quelle (eine sich über das Wasser beugende Nymphe, 1881), die lesende Frau (1883), Andromeda (1884), Christus am Kreuz (1886), der heil. Sebastian (1888), Melancholie (1890), Pietà (1891) und der Levit von Ephraim an der Leiche seines Weibes. H. hat auch zahlreiche weibliche Bildnisse gemalt, die in derselben Manier behandelt sind, aber wegen ihrer vornehmen Auffassung großen Beifall finden. Seit 1889 ist er Mitglied des Instituts.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 9. Leipzig 1907, S. 172.
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