Jochmus

[260] Jochmus, August Giacomo J., Freiherr von Cotignola, deutscher Reichsminister, geb. 27. Febr. 1808 in Hamburg, gest. 14. Sept. 1881 in Bamberg, widmete sich anfangs dem Handelsstand und, da ihm dieser nicht zusagte, sodann in Paris den militärischen Fachwissenschaften. 1827 ging er nach Griechenland, wurde Adjutant des Generals Church, sodann nach König Ottos Ankunft 1832 im Kriegsministerium angestellt. Durch die Ränke der nationalen Partei gegen die Deutschen vertrieben, begab er sich 1835 nach England, wo er sich der Fremdenlegion, die der Königin Isabella zu Hilfe gesandt wurde, anschloß. In Spanien aber trat er bald definitiv in die Dienste der Cristinos über und stieg in deren Reihen 1837 zum Generalstabschef der sogen. Nordarmee. Ende 1838 nach England zurückgekehrt, wurde er von Palmerston nach Konstantinopel gesandt, um im Einvernehmen mit Lord Ponsonby den Feldzugsplan für den Krieg in Syrien zu entwerfen. Im Juli 1840 begab er sich nach Syrien, wurde Chef des Generalstabs der vereinigten türkisch-englisch-österreichischen Streitkräfte, war im November 1840 bei der Einnahme von Akka tätig und übernahm im Dezember d. J. den Oberbefehl über das türkische Operationsheer, den er bis Ende des Feldzugs (im Februar 1841) führte. Er war darauf im Kriegsministerium zu Konstantinopel beschäftigt, bis ihn die Märzbewegungen von 1848 zur Rückkehr nach Deutschland veranlaßten. Der Reichsverweser Erzherzog Johann verlieh ihm 17. März 1849 nach Gagerns Rücktritt aus dem Reichsministerium das Portefeuille des Auswärtigen und der Marine. Nach dem Rücktritt des Erzherzogs (im Dezember 1849) zog auch er sich in das Privatleben zurück. Kaiser Franz Joseph erhob ihn in den Freiherrenstand, später zum Feldmarschalleutnant. 1853 bis 1855 und 1870–71 machte J. Reisen um die Welt und lebte zuletzt in Bamberg. Außer einigen Denkschriften geographisch-politischen Inhalts veröffentlichte er: »Der syrische Krieg und der Verfall des Osmanenreichs seit 1840« (Frankf. 1856). Seine »Gesammelten Schriften« (darunter die englische Bearbeitung der erwähnten Schrift, 2 Bde., und der Briefwechsel des Erzherzogs Johann von Österreich) gab Thomas heraus (Berl. 1883–84, 4 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 260.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika