Jomini

[299] Jomini (spr. scho-), Henri, Baron, franz. General und Militärschriftsteller, geb. 6. März 1779 in Payerne im Waadtland, gest. 24. März 1869 in Paris, trat in die Schweizergarde in Paris ein, diente auch in seiner Heimat, ergriff dann aber die kaufmännische Laufbahn. Allein durch seinen »Traité des grandes opérations militaires« (Par. 1804–10; 4. Aufl. 1851, 3 Bde.) erwarb er sich auch in weitern Kreisen einen Namen und wurde 1804 zum Bataillonschef und Adjutanten Neys ernannt. Er machte den Krieg von 1805 mit und begleitete Ney als Generalstabschef in den Krieg gegen Preußen 1806–07. Napoleon verlieh ihm zum Lohn für seine Verdienste den Baronstitel. 1808 folgte er Ney nach Spanien und wurde 1811 als Brigadegeneral und Historiograph von Frankreich angestellt. Nach Beginn des russischen Feldzugs 1812 wurde er Gouverneur von Wilna und später von Smolensk. 1813 trug er viel zum Siege bei Bautzen bei. Trotzdem ward er von Napoleon wegen angeblicher Nachlässigkeit im Dienst nach Frankreich zurückgeschickt, was ihn bewog, nach dem Waffenstillstand von Poischwitz zu den Alliierten überzutreten. Kaiser Alexander I. von Rußland erhob ihn zum Generalleutnant und Adjutanten; doch nahm er am Kriege gegen Frankreich keinen tätigen Anteil. 1828 leistete er im Feldzuge gegen die Türken besonders vor Warna wichtige Dienste. Verdient machte er sich auch um die Gründung der Militärakademie in Petersburg. Seit 1855 lebte er in Lausanne, dann in Brüssel. In der neuern Kriegsliteratur erwarb er sich einen Namen durch die »Histoire critique et militaire des campagnes de la Révolution« (Par. 1806, 5 Bde.; 3. Aufl., das. 1819–24, 15 Bde.), die »Vie politique et militaire de Napoléon« (das. 1827, 4 Bde.; deutsch von Batz, Tübing. 1828–29, 4 Bde.) und den »Précis de l'art de guerre« (Petersb. 1830; 6. Aufl., Par. 1855, 2 Bde.; hrsg. von Lecomte, das. 1894, 2 Bde.; deutsch mit Erläuterungen von v. Boguslawski, Berl. 1881). Seinen Austritt aus französischen Diensten suchte er in den beiden Publikationen: »Correspondance avec le général Sarrazin sur la campagne de 1813« (Par. 1815) und »Correspondance avec le baron Mounier« (das. 1821) zu rechtfertigen. Lecomte gab ferner von ihm heraus: »Précis politique et militaire des campagnes de 1812 à 1814. Extraits des souvenirs inédits du général J.« (Lauf. 1886, 2 Bde.). Vgl. Lecomte, Le général J., sa vie et ses écrits (3. Aufl., Par. 1888); Sainte-Beuve, Le général J. (neue Ausg. 1881).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 299.
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