Boguslawski

[142] Boguslawski, 1) Adalbert, poln. Schauspieler und dramatischer Dichter, geb. 4. Nov. 1759 in Slinno bei Posen, gest. 23. Juli 1829 in Warschau, betrat zuerst 1778 in Warschau die Bühne, wo er 1780 die erste Oper mit polnischem Text zur Ausführung brachte, und war dann als Theaterdirektor in verschiedenen polnischen Städten tätig, bis er 1790 die Direktion des Nationaltheaters in Warschau übernahm,[142] das durch ihn einen bedeutenden Aufschwung erhielt. Die politischen Ereignisse zwangen ihn 1795, sich nach Krakau und von da nach Lemberg zurückzuziehen; später war er wieder in Warschau, wo er abermals durch die Kriegsunruhen in seinen Unternehmungen vielfach gehemmt wurde. Seit 1814 von der Bühne zurückgezogen, lebte er der Literatur. B. war als Schauspieler in der Komödie und Tragödie gleich ausgezeichnet, und treffliche Schauspieler sind aus seiner Schule hervorgegangen. Unter seinen zahlreichen Bühnenstücken (zum größern Teil Bearbeitungen fremder Stücke) gilt das volkstümliche Melodram »Das Wunder, oder die Krakauer und die Bergbewohner« als das beste. Eine Ausgabe seiner Werke erschien zu Warichan 1819–21 in 10 Bänden.

2) Palon Heinrich Ludwig von, Astronom, geb. 7. Sept. 1789 in Magdeburg, gest. 5. Juni 1851 in Breslau, anfangs Offizier, später Landwirt, wurde 1831 Konservator, 1836 Direktor der Sternwarte und Professor der Astronomie in Berlin. Er entdeckte den Kometen 1835 I und organisierte die Beobachtungen der periodischen Sternschnuppenschwärme. 1832–51 gab er das Jahrbuch »Uranos« heraus.

3) Georg Heinrich von, Sohn des vorigen, geb. 7. Dez. 1827 in Groß-Rake bei Breslau, gest. 4. Mai 1884 in Berlin, war Lehrer in Berlin, Anklam und Stettin, dann seit 1874 Redakteur der »Annalen der Hydrographie« und der »Nachrichten für Seefahrer« bei der Admiralität in Berlin. Er übersetzte Schiaparellis Werk über die Sternschnuppen (Stett. 1871) und schrieb: »Ozeanographie« (Bd. 1, Stuttg. 1884; Bd. 2 von Krümmel, das. 1887).

4) Albert von, Militärschriftsteller, geb. 24. Dez. 1834 in Berlin, trat 1852 als Freiwilliger in die preußische Armee, wurde 1854 Offizier und machte die Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71, letztern als Kompagniechef im 5. Armeekorps, mit. 1888 wurde er Brigadekommandeur, und seit 1891 lebt er als Generalleutnant z. D. in Berlin. Er schrieb: »Die Entwickelung der Taktik von 1793 bis zur Gegenwart« (3. Aufl., Berl. 1885, 4 Bde.); »Taktische Folgerungen aus dem Krieg 1870/71« (2. Aufl. 1872; ins Englische, Italienische und Russische übersetzt); »Das Leben des Generals Dumouriez« (1879, 2 Bde.); »Die Hauptwaffe in Form und Wesen« (1880); »Der kleine Krieg und seine Bedeutung für die Gegenwart« (1881); »Die Fechtweise aller Zeiten« (1882); »Anlage, Leitung und Durchführung von Feldmanövern« (1883); »Die Notwendigkeit der zweijährigen Dienstzeit« (1891), »Der Zug der Engländer gegen Kopenhagen« (1890); »Taktische Darlegungen aus der Zeit von 1859–1890« (2. Aufl. 1892); »Der Krieg in seiner wahren Bedeutung für Staat und Volk« (1892); »Der Krieg der Vendée gegen die französische Republik« (1894); »Betrachtungen über Heerwesen und Kriegführung« (1897); »Die Ehre und das Duell« (2. Aufl. 1897); »Armee und Volk im Jahre 1806« (1900) u. a. Außerdem veröffentlichte er die Romane: »Die Kinder des Vaterlandes« (unter dem Pseudonym F. Wernau, 2. Aufl., Bresl. 1879, 6 Bde.). »Hermine Lüdeking« (Berl. 1899) und »Aus bewegten Zeiten«, Novellen und Skizzen (das. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1905, S. 142-143.
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