Kartäuser

[682] Kartäuser (Ordo Cart[h]usiensis, abgekürzt O. Carth.), Einsiedlerorden, 1084 vom heil. Bruno aus Köln mit sechs Gefährten in der ihm vom Bischof Hugo von Grenoble überlassenen Wüste La Chartreuse für Gebet und fromme Betrachtungen sowie Handarbeiten, besonders Bücherabschreiben, gestiftet und 1177 von Papst Alexander III. bestätigt. Der Regel Benedikts folgend, erhielten die K. 1127 noch besondere Statuten (consuetudines Cartusiae, statuta Guigonis), die ihnen (einige Stunden, besonders an Kapiteltagen, abgerechnet) dauerndes Stillschweigen und Einsamkeit in abgesonderten Zellen vorschrieben. Später kam hierzu noch das Verbot alles Fleischessens. Die Oberleitung führen der Prior und acht jährlich ernannte Definitoren. Den durch große Schenkungen anwachsenden Reichtum verwendeten die Mönche gern zur Ausschmückung ihrer Wohnungen (Kartausen) und Kirchen (z. B. die Certosa bei Pavia, die Grande Chartreuse bei Grenoble). Die K. tragen einen langen weißen Rock mit weißer Kapuze, beim Ausgehen einen schwarzen Chorrock (cappa). Das Wappen des Ordens zeigt die Abbildung. Der bis zur französischen Revolution sehr verbreitete und geachtete Orden ist gegenwärtig sehr zurückgegangen. Er zählt 13 Männer- und 3 Frauenklöster.

Wappen der Kartäuser.
Wappen der Kartäuser.

Aus Frankreich wurden die K. seit 1901 vertrieben und ihre Häuser von der Regierung beschlagnahmt. Die Grande Chartreuse wurde im April 1903 geschlossen und in eine Erholungsstation für Soldaten verwandelt. Die Fabrikation des Likörs ist zurzeit sistiert, soll aber in Tarragona wieder aufgenommen werden. General und Konvent befinden sich zurzeit in der Kartause Farneta bei Lucca. Der 1234 entstandene Frauenorden der Kartäuserinnen beschränkte sich fast nur auf Frankreich und erlosch 1790. Vgl. Le Conteux (gest. 1709), »Annales ordinis cartusiensis« (Neuville 1888 bis 1891, 8 Bde.); Reichenlechner, Der Kartäuserorden[682] in Deutschland (Würzb. 1885); A. Pascal, Le désert de la grande Chartreuse, ou Histoire des Chartreux (3. Aufl., Grenoble 1892); Le Vasseur, Ephemerides ordinis Cartusiensis (Montreuil 1891 bis 1893, 5 Bde.); Heimbucher, Die Orden und Kongregationen der katholischen Kirche, Bd. 1 (Paderborn 1896); Loebbel, Der heil. Bruno von Köln (Münster 1899); Molin, Histoire Cartusienne (Tournai 1903 ff.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 10. Leipzig 1907, S. 682-683.
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