Klingemann

[141] Klingemann, Ernst August Friedrich, dramat. Dichter, geb. 31. Aug. 1777 in Braunschweig, gest. daselbst 25. Jan. 1831, studierte in Jena Rechtswissenschaften, hörte daneben auch Fichtes, Schellings und A. W. Schlegels Vorlesungen, widmete sich seit 1813 ausschließlich der Bühne seiner Vaterstadt, deren Leitung er seit 1818 selbständig führte, und die sich durch ihn bald einen gewissen Ruf unter den Bühnen Deutschlands errang. Mit seiner Gattin, einer gewandten Schauspielerin, unternahm er auch mehrere[141] Kunstreisen in Deutschland, deren Erlebnisse er in dem Werke »Kunst und Natur« (Braunschw. 1823–27, 3 Bde.) schilderte. 1825 wurde er zum Professor am Carolinum ernannt, später übernahm er wieder die Leitung des Theaters seiner Vaterstadt, wo er im Januar 1829 die erste Ausführung von Goethes »Faust« veranstaltete. Als dramatischer Dichter bekundete K. ein entschiedenes theatralisches Geschick für die Wahl der Stoffe und die Anordnung der Szene; Originalität und Phantasie gehen seinen Stücken ab, seine Sprache ist übertrieben derb. Als seine wirkungsvollsten Stücke sind zu bezeichnen: »Heinrich der Löwe«, »Martin Luther«, »Cromwell«, »Deutsche Treue« und »Kolumbus«. Am meisten Aufsehen machte sein Effektstück »Faust« (1815, ein Neudruck in Reclams Universal-Bibliothek, Nr. 2609), das sich vor der Einbürgerung des Goetheschen »Faust« auf der Bühne einer großen Beliebtheit erfreute. Klingemanns Dramen erschienen gesammelt als »Theater« (Stuttg. u. Tübing. 1809–20, 3 Bde.) und »Dramatische Werke« (Braunschw. 1817–18, 2 Bde.). Äußerlich und flach wie seine Schauspiele waren auch seine einst beliebten Romane. Vgl. Kopp, Die Bühnenleitung A. Klingemanns in Braunschweig (Hamb. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 141-142.
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