Koberstein

[206] Koberstein, Karl August, Literarhistoriker, geb. 10. Jan. 1797 zu Rügenwalde in Pommern, gest. 8. März 1870 in Pforta, besuchte die Kadettenanstalten zu Stolpe und Potsdam, seit 1812 das Friedrich Wilhelm-Gymnasium zu Berlin, studierte seit 1816 an der dortigen Universität Philologie, erhielt 1820 eine Adjunktenstelle in Schulpforta, wo er, seit 1824 als Professor, bis zu seinem Tode ersprießlich wirkte. Er begann seine literarische Laufbahn mit der Abhandlung »Über das wahrscheinliche Alter und die Bedeutung des Gedichts vom Wartburgkrieg« (Naumb. 1823), woran sich mehrere Programme über den österreichischen Dichter Peter Suchenwirt (1828–52, 3 Tle.) reihten. Aus seiner Lehrtätigkeit ging hervor seine »Laut- und Flexionslehre der mittelhochdeutschen und neuhochdeutschen Sprache« (Halle 1862; 4. Aufl. von Schade, 1878). Sein Hauptwerk, der »Grundriß der Geschichte der deutschen Nationalliteratur«, in der ersten Auflage (Leipz. 1827) nur als Leitfaden für den Gymnasialunterricht entworfen, wurde in der vierten Bearbeitung (das. 1847–1866, 3 Bde.) zu einem umfassenden Handbuch der Geschichte der deutschen Nationalliteratur, das von außerordentlicher Belesenheit und großer Gewissenhaftigkeit der Forschung Zeugnis ablegt. Die 5. Auflage gab nach Kobersteins Tode K. Bartsch heraus (Leipz. 1872–75, 5 Bde.; 6. Aufl. des 1. Bandes 1884). Noch sind von K. zu nennen: »Vermischte Aufsätze zur Literaturgeschichte und Ästhetik« (Leipz. 1858). Außerdem gab er »Heinrich v. Kleists Briefe an seine Schwester Ulrike« (Berl. 1860) und den dritten Band (»G. E. Lessing«) von Löbells »Entwickelung der deutschen Poesie« (Braunschw. 1865) heraus. – Sein Sohn Karl, geb. 15. Febr. 1836 in Schulpforta, gest. 15. Sept. 1899 in Wilmersdorf bei Berlin, widmete sich 1856 nach vollendeten Gymnasialstudien in Stettin der Bühne und war seit 1862 Mitglied des Hoftheaters in Dresden, bis er 1883 in den Ruhestand trat. Er hat sich als dramatischer Dichter durch die Trauerspiele: »Florian Geyer« (Dresden 1863) und »König Erich XIV.« (das. 1869) sowie das Lustspiel »Was Gott zusammenfügt, das soll der Mensch nicht scheiden« (das. 1872) bekannt gemacht. Die beiden letztern Stücke wurden mit Beifall ausgeführt. Außerdem veröffentlichte er: »Preußisches Bilderbuch«, geschichtliche Aufsätze (Leipz. 1887). Er war mit einer Tochter des Malers K. F. Lessing vermählt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 206.
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