Kollonitsch

[271] Kollonitsch (Kollonich, Kollonitz, Gollonitsch), eine aus Kroatien stammende Familie. Bemerkenswert: Leopold, Graf, geb. 26. Okt. 1631 in Komorn, gest. 19. Jan. 1707 in Wien, wurde Malteser und bewies bei der Verteidigung Kretas gegen die Türken so viel Tapferkeit, daß er vom Großmeister des Ordens zum Kastellan von Malta ernannt wurde. 1659 wurde er Vorsteher der Ordenskommende zu Mailberg in Niederösterreich, 1667 zum Priester geweiht, 1668 Bischof von Neutra in Ungarn, 1670 Bischof von Wiener-Neustadt, 1672 Kammerpräsident für Ungarn und Vorsitzender der Kommission, die in Preßburg viele Protestanten zur Galeeren- und Kerkerstrafe verurteilte, wodurch er sich in Ungarn äußerst verhaßt machte. In Österreich dagegen war sein Name populär, da er während der Türkenbelagerung Wiens (1683) sich um die Verteidigung und das Verpflegungswesen Verdienste erwarb. 1685 Bischof von Raab, 1691 Erzbischof von Kalocsa und Kardinal, wurde er 1692 Wirklicher Staats- und Konferenzminister des Kaisers und Präsident der Hofkammer. Den Höhepunkt der Lebensstellung erlangte K. 1695 durch seine Ernennung zum Erzbischof von Gran und Primas von Ungarn. Jetzt trat aber auch sein zelotischer Eifer im Katholisieren Ungarns und Siebenbürgens, seine Begünstigung des Jesuitenordens als Träger dieser Idee in den Vordergrund. Die von ihm ausgearbeiteten Reformen zielten auf das Verschmelzen Ungarns mit den österreichischen Erbländern hin und beschleunigten den Ausbruch der Erhebung Rákóczis. (Franz Rákóczi legte ihm die oft zitierten Worte in den Mund: »Zuerst mache ich Ungarn zum Sklaven, dann zum Bettler und schließlich katholisch«.) Vgl. Maurer, Kardinal Leopold Graf K. (Innsbr. 1887). – Der Letzte des Hauses, Graf Siegmund, geb. 30. Mai 1676, gest. 12. April 1751 in Wien als erster Erzbischof Wiens, adoptierte 1728 den Sohn der Stiefschwester seines Vaters, Grafen Joh. Siegmund (gest. 1684), den Freiherrn Ladislaus Zay v. Zajezda, der die jetzt seit 1863 mit Ladislaus im Mannesstamm gleichfalls erloschene Linie Kollonitsch-Zay begründete.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 271.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: