Komoren

[338] Komoren (Comoroinseln), franz. Inselgruppe zwischen dem nördlichen Madagaskar und Mosambik (s. Karte »Madagaskar«), in 11–13° südl. Br. und 43–46° östl. L., umfaßt die Inseln Groß-Comoro, Mohilla, Johanna und Mayotte, 1972 qkm mit (1901) 85,000 Einw. Die Inseln, vulkanischen Ursprungs, umgeben von Korallenfels, tragen im Innern bedeutende Höhen (bis 2250 m). Sie bestehen aus schwarzen vulkanischen Gesteinen, sind äußerst fruchtbar und reich an Kokospalmen, vortrefflichem Schiffsbauholz (Mayotte), Zuckerrohr (Mohilla), Reis, Mais, Vanille, Bananen, Maniok, Ananas, Orangen, Gewürznelken, Baumwolle, Karettschildkröten und Vieh. Noch im Gebiete der ziemlich regelmäßig wehenden Monsune gelegen, haben sie eine gemäßigte Hitze, sind aber für Fremde ungesund. Bei den groß und stark gebauten Einwohnern lassen sich ostafrikanische, madagassische, arabische, vielleicht auch persische Elemente unterscheiden. Die Sprache ist ein den örtlichen Verhältnissen angepaßtes Kisuaheli. Obwohl Mohammedaner, haben sie Fetischkult; sie sind gegen Europäer freundlich, treiben Ackerbau und Viehzucht (Ausfuhr nach Mosambik), fertigen vorzügliche Leinwand, Klingen (Mohilla), Juwelier- und Schmiedearbeiten an. Die Sakalavenpiraten haben den früher bedeutenden Handel mit Indien vernichtet. Zahlreiche kleine Sultanate bestehen auf den Komoren, was früher zu häufigen Fehden führte. 1886 haben die Franzosen das Protektorat über die ganze Gruppe ausgedehnt und sie 1896 dem Gouverneur von Réunion unterstellt, der von einem Administrator für Mayotte und je einem Residenten für Groß-Comoro und Mohilla-Johanna unterstützt wird. Die Einfuhr betrug 1902: 1,765,450 Fr., die Ausfuhr 2,694,720 Fr. Die K. sind für Frankreich ganz besonders als Kohlendepot wertvoll. Groß-Comoro (Angasija), 1002 qkm mit 44,000 Einw., hat einen 2250 m hohen, tätigen Vulkan, dessen Lavaströme oft Verheerungen anrichten (1882). Es umfaßt zwei Reiche, Sanda und Bajimi, mit den Orten Sanda und M'Roni, je 2000 Einw. Johanna (Anjouan, Nsuani), 373 qkm mit 12–15,000 Einw., im Gegensatz zu Groß-Comoro reich bewässert und fruchtbar, von europäischen Schiffen auf der Fahrt nach Indien angelaufen. Mohilla (Moali), 231 qkm mit 8000 Einw., schwer zugänglich, aber stark bewohnt, mit den Sultanaten Niumaschna und Fomboni, dessen Leute den Hauptort jenes Reiches zerstört haben; Fomboni 2000 Einw. Mayotte (Maote), 366 qkm mit (1898) 18,000 Einw., seit 1841 französisch, nachdem es der Sultan gegen eine Jahresrente von 5000 Fr. abgetreten; bedeutender Handel (s. Mayotte). Zu Mayotte gehören die Glorioso-Inseln, 6 qkm (seit 1892 französisch). Vgl. Gevrey, Essai sur les Comores (Ponditscherri 1870); R. Hartmann, Madagaskar und die Inseln Seychellen etc. (Leipz. 1886); Legeret, Étude sur les îles Comores (Par. 1898); E. Vienne, Notice sur Mayotte et les Comores (das. 1900); Lafont, Les cultures de l'archipel des Comores (das. 1903); Nicolas du Plantier, La Grande Comore (das. 1904); Petit, Les colonies françaises (das. 1902).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 338.
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