Krasicki

[597] Krasicki (spr. -ßitzki), Ignacy, Graf, berühmter poln. Dichter und Schriftsteller, geb. 3. Febr. 1735 in Dubiecko, gest. 14. März 1801 in Berlin, besuchte die Schule in Lemberg, widmete sich dem geistlichen Stand und studierte 1760–61 in Rom. Nach Polen zurückgekehrt, wurde er zum Ehrendomherrn, 1766 zum Fürstbischof von Ermeland ernannt und lebte nun abwechselnd in der fürstbischöflichen Residenz Heilsberg und in Warschau. Infolge der ersten Teilung Polens preußischer Untertan, hielt er sich nunmehr vielfach in Sanssouci auf, wo ihm Friedrich d. Gr. die einst von Voltaire bewohnten Gemächer anweisen ließ. 1795 wurde er Erzbischof von Gnesen. Seine »Fabeln« und »Satiren« (beides Warschau 1779) zeichnen sich durch ungezwungenen Humor und vollendete Form aus. Auch in seinen übrigen Schöpfungen überwiegt die satirische Tendenz. Das heroisch-komische Gedicht »Myszeis« (Warsch. 1778; deutsch: »Die Mäuseade«, das. 1790; franz.: »La Souriade«, von Lavoisier, Wilna 1817) behandelt das Märchen von König Popiel, den die Mäuse gefressen haben sollen, und enthält geistreiche Anspielungen auf die gleichzeitigen politischen Zustände. Die »Monachomachia« (»Der Krieg der Mönche«, 1778; deutsch von Winklewski, Berl. 1870) geißelt die Trägheit, Unwissenheit und Trunksucht gewisser Mönchsorden. In der »Antimonachomachia« (1780) werden unter dem Schein, die in kirchlichen Kreisen durch die »Monachomachia« hervorgerufene Aufregung zu besänftigen, die Angriffe in verstärktem Maß wiederholt. Sein ernstes Epos: »Wojna Chocimska« (»Der Krieg um Chotin«), ist eine nach den pseudoklassischen Regeln Boileaus gereimte, aber wahrer dichterischer Begeisterung bare Erzählung des betreffenden Türkenkriegs. Unter den zahlreichen prosaischen Werken Krasickis verdienen hervorgehoben zu werden: »Mikol. Doświadczyńskiego przypadki« (»Die Abenteuer Doświadczyńskis«, 1775; deutsch, Warsch. 1776), eine gelungene Nachahmung der moralisierenden Erzählungen Marmontels. Im »Pan Podstoli« (1778 ff.; deutsch von Migula: »Der Herr Untertruchseß«, Warsch. 1779) wird das Ideal eines Familienvaters und Staatsbürgers und die Lichtseite des polnischen Nationalcharakters mit großer Wärme geschildert. Krasickis Werke erschienen zuerst, gesammelt von Dmochowski, Warsch. 1803–04, 10 Bde.; eine vervollständigte Ausgabe in 18 Bdn. das. 1829 bis 1832; neuere Ausgaben: Berlin 1845, 10 Bde., und Warschau 1878; Auswahl Lemb. 1883, 3 Bde. Eine ausführliche Biographie Krasickis (von J. J. Kraszewski) erschien u. d. T.: »K., życie i dzieła« (Warsch. 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 597.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika