Sanssouci

[583] Sanssouci (spr. ßangßūßī, »Sorgenfrei«), königl. Lustschloß bei Potsdam, vor dem Brandenburger Tor, berühmt als Lieblingsaufenthalt Friedrichs d. Gr. (das Sterbezimmer ist noch unverändert erhalten), später Sommerresidenz des Königs Friedrich Wilhelm IV., ward 1745 angelegt und 1747 nach dem Plan Knobelsdorfs vollendet. Es steht auf dem Plateau der sogen. Terrasse von S., einem 20 m hohen Hügel mit reizender Aussicht. Das Hauptgebäude, 97 m lang und 15 m tief, ist nur ein Stockwerk hoch und hat in der Mitte der nach dem Garten zugekehrten Front eine flachrunde Ausbiegung mit einer Kuppel, die von kolossalen Karyatiden getragen wird, und an der andern, dem Ruinenberg zugekehrten Front eine einen Halbkreis bildende Kolonnade von 88 korinthischen Säulen. In einem abgesonderten Bau, östlich davon, befindet sich die Bildergalerie mit Werken von Rubens, van Dyck, Cranach u.a. Die Anlagen von S. (s. »Karte der Umgebung von Potsdam« im 16. Bd.), ursprünglich in französischem Geschmack, später von Lenné zu einem englischen Park umgestaltet, haben reizende Prospekte und enthalten viele Marmorstatuen. Vor der Schloßterrasse befindet sich ein großes Bassin, aus dem eine Fontäne bis zu 36 m Höhe emporsteigt. Kleinere Baulichkeiten im Parke sind: das Japanische Haus, der Tempel der Freundschaft mit der Statue der Markgräfin von Bayreuth, der Schwester Friedrichs d. Gr., das Mausoleum mit dem Marmorbild der Königin Luise (von Rauch), die Neptuns- oder Muschelgrotte u.a.m. Westlich vom Schlosse steht die durch Anekdoten bekannte Windmühle (vgl. Artikel »Il ya des juges etc.«). Darauf folgen der Sizilianische und der Nordische Garten und das 298 m lange Orangeriehaus, ein neuer, 1856 vollendeter Bau, dessen Mittelkörper ein Atrium mit Vestibulum bildet, auf dessen Dach sich zwei turmartig konstruierte Oberbauten erheben. In dem Saale dieses Hauptteils befindet sich eine Sammlung sorgfältiger Kopien von 45 der berühmtesten Bilder Raffaels. Die langen Seitenbauten sind bestimmt, die Orangenbäume zu überwintern, die während des Sommers die Terrassen vor dem Schlosse schmücken. Vor dem Säulenhof der Orangerie steht die Marmorstatue Friedrich Wilhelms IV. (von Bläser, 1873). An dem westlichen Ende des Gartens liegt das prachtvolle Neue Palais, 1763–70 erbaut. Vgl. Häberlin, S., Potsdam und Umgebung mit besonderer Rücksicht auf die Regierungszeit König Friedrich Wilhelms IV. (Berl. 1855); Quast, Spaziergang durch Park S. (Potsd. 1901); Höckendorf, S. zur Zeit Friedrichs d. Gr. und heute (Berl. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 583.
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