Kreutzer

[645] Kreutzer, 1) Rudolf, Violinspieler und Komponist, geb. 16. Nov. 1766 in Versailles von deutschen Eltern, gest. 6. Jan. 1831 in Genf, bildete sich zum Violinvirtuosen unter Anton Stamitz, trat schon im 13. Jahr mit einem Konzert seiner Komposition im Pariser Concert spirituel auf, wurde 1790 Soloviolinist im Orchester des italienischen Theaters und brachte hier noch in demselben Jahre seine erste Oper: »Jeanne d'Arc«, zur Ausführung, der später noch 39 weitere dramatische Werke folgten (Paul und Virginie 1791, Lodoiska 1791, Werther 1792 etc.). 1796 unternahm er eine Kunstreise durch Italien und Deutschland, nach deren Beendigung er am Pariser Konservatorium als Violinlehrer angestellt wurde. 1801 wurde er an Rodes Stelle Soloviolinist der Großen Oper und 1817 Kapellmeister daselbst, welchen Posten er ehrenvoll behauptete bis 1826, wo er in den Ruhestand trat. Von Kreutzers zahlreichen Kompositionen haben nur die für sein Instrument, darunter 19 Konzerte und die noch jetzt zur Ausbildung eines Violinisten unentbehrlichen »40 Études ou Caprices« ihn überlebt. Beethoven widmete ihm seine Violinsonate Op. 47 (die sogen. Kreutzer-Sonate). – Sein Bruder August, geb. 1781 in Versailles, gest. 31. Aug. 1832 in Paris, war ebenfalls ein vortrefflicher Geiger und Komponist für Violine und wurde 1826 sein Nachfolger als Lehrer am Konservatorium.

2) Konradin, Komponist, geb. 22. Nov. 1780 zu Meßkirch in Baden, gest. 14. Dez. 1849 in Riga, studierte zuerst die Rechte, brachte aber als Student in Freiburg bereits 1800 ein Singspiel zur Ausführung, machte seit 1804 unter Albrechtsberger in Wien Kompositionsstudien und wurde 1812 Hofkapellmeister in Stuttgart, welchen Posten er 1817 mit dem gleichen beim Fürsten von Fürstenberg in Donaueschingen vertauschte. 1822 ging er nach Wien zurück, wo er nach Ausführung seiner Oper »Libussa« als Kapellmeister am Kärntnertortheater, bez. Josephstädter Theater bis 1840 blieb. Nachdem er sodann bis 1846 als Kapellmeister am Stadttheater in Köln tätig war, kehrte er nochmals in seine Wiener Stellung zurück, folgte aber 1849 seiner Tochter Cäcilia, die nach Riga als Sängerin engagiert wurde. Von seinen 30 Opern haben nur das »Nachtlager zu Granada« (1834 für das Josephstädter Theater in Wien geschrieben) und die Musik zu Raimunds »Verschwender« ihre Anziehungskraft bis zur Gegenwart bewahrt; dagegen sind viele seiner Männerchöre noch heute Lieblingsstücke der Vereine. In seiner Vaterstadt ist dem Komponisten ein Denkmal (von Baur) errichtet worden. Seine Instrumentalkompositionen sind veraltet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 11. Leipzig 1907, S. 645.
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