Laas [2]

[2] Laas, Ernst, Philosoph und Pädagog, einer der Hauptvertreter des Positivismus in Deutschland, geb. 16. Juni 1837 in Fürstenwalde a. d. Spree, gest. 25. Juli 1885 zu Straßburg i. E., besuchte die Universität in Berlin, wo er sich anfänglich der Theologie, dann unter Trendelenburgs Leitung der Philosophie, insbes. dem Studium des Aristoteles, widmete, wurde 1860 Lehrer am Friedrichs-, 1868 am Wilhelmsgymnasium daselbst und 1872 ordentlicher Professor der Philosophie an der neugegründeten Universität in Straßburg. Durch tieferes Studium der Philosophiegeschichte gelangte er, abweichend von Trendelenburg, zu einer entschiedenen Hinneigung zum (namentlich englischen) Empirismus, deren Abschluß sein Hauptwerk: »Idealismus und Positivismus« (Berl. 1879 bis 1884, 3 Bde.), bildet. Während er unter jenem[2] die besonders durch Platon und Kant vertretenen Bestrebungen versteht, mit Hilfe vor aller Erfahrung im Geist gelegener Begriffe ein System übersinnlicher Welterkenntnis aufzubauen, bezeichnet er diesen, den er für den »wissenschaftlich allein berechtigten« Standpunkt hält, als Versuch, eine einheitliche, auch den sittlichen Anforderungen genügende Weisheit »auf der festen Basis der Erfahrung« zu begründen. Als Pädagog hat sich L. vornehmlich durch seine epochemachende Schrift »Der deutsche Aufsatz in den obern Gymnasialklassen« (Berl. 1868; 3. Aufl. von Imelmann: 1. Teil 1898, 2. Teil 1894) und durch »Der deutsche Unterricht auf höhern Lehranstalten« (das. 1872, 2. Aufl. 1886) verdient gemacht. Von seinen Schriften seien noch genannt: »Die Pädagogik des Johannes Sturm« (Berl. 1872); »Gymnasium und Realschule« (das. 1875) und »Kants Analogien der Erfahrung« (das. 1876). Sein »Literarischer Nachlaß« (hrsg. von Kerry, Wien 1887) enthält kleinere Aufsätze pädagogischen Inhalts. Vgl. Hanisch, Der Positivismus von Ernst L. (Halle 1902); Gjurits, Die Erkenntnistheorie des Ernst L. (Leipz. 1903).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 2-3.
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