Latour [2]

[228] Latour (spr. lătūr), Baillet von, altadlige, gegenwärtig in Österreich und Belgien blühende Familie, die aus Burgund stammt und ihren Namen von dem 1719 zur Grafschaft erhobenen Majorat Latour im Luxemburgischen entlehnte. Ihr gehören an:

1) Maximilian, Graf Baillet von, geb. 1737, gest. 22. Juli 1806, trat in österreichische Kriegsdienste, focht 1789 und 1790 als Generalmajor gegen die Brabanter und befehligte 1792 zu Tournai. 1796 erhielt er als Feldzeugmeister unter Erzherzog Karl das Kommando der Armee Wurmsers am Rhein, mit der er an den Neckar zurückweichen mußte. Im Winter darauf belagerte er Kehl und kehrte erst nach dem Abschluß des Waffenstillstandes 1797 nach Wien zurück. Hier starb er als Präsident des Hofkriegsrats.

2) Theodor, Graf Baillet von, Sohn des vorigen, geb. 15. Juni 1780 in Linz, gest. 6. Okt. 1848, zeichnete sich in dem Befreiungskrieg aus, ward 1815 General und 1846 Feldzeugmeister. In den Märztagen 1848 zum Kriegsminister ernannt, wurde er während der Wiener Oktoberrevolution bei der Erstürmung des Kriegsministerialgebäudes vom Pöbel ermordet. Vgl. »Erinnerungen an den k. k. Feldzeugmeister Theodor Grafen Baillet de L.« (Graz 1849).

3) Vincenz Karl Max, Graf Baillet de, ehemaliger österreich. Minister, geb. 5. Okt. 1848 in Graz, Enkel des vorigen, trat 1871 in den Staatsdienst, wurde 1886 Rat und 1892 Sektionschef im Unterrichtsministerium. 1897–98 war er unter Gautsch einige Monate Unterrichtsminister und ist seit 24. Febr. 1900 Mitglied des österreichischen Herrenhauses.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 228.
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