Latour d'Auvergne

[148] Latour d'Auvergne (spr. Latuhr dowernje), 1) L., Herzog von Bouillon (s.d. 4). 2) Theophile Malo Corretde L. d'A., aus einer Bastardlinie des Hauses Bouillon, geb. 1743 zu Carhaix im Departement Finistère, trat 1767 in Militärdienste, war 1782 in Amerika als Freiwilliger u. später als Adjutant des Herzogs von Crillon vor Mahon, erklärte sich beim Ausbruch der Französischen Revolution für dieselbe u. zeichnete sich an der Spitze von 8000 Grenadieren bei der Pyrenäenarmee aus. Sein Corps machte gewöhnlich die Avantgarde u. führte den Namen die Höllische Colonne. Nach dem Baseler Frieden fiel er zur See auf dem Wege nach der Bretagne einem englischen Freibeuter in die Hände u. blieb ein Jahr lang in England gefangen. Nach der Auswechselung beschäftigte er sich in Passy bei Paris mit literarischen Arbeiten, stellte sich aber beim Ausbruch des Krieges 1799 wieder als Soldat, focht unter Massena in der Schweiz u. fiel den 27. Juni 1800 bei Neuburg in Baiern, kurz zuvor zum Ersten Grenadier von Frankreich ernannt. An der Stelle, wo er fiel, wurde ihm später ein Sarkophag, 1841 ein Denkmal in seinem Geburtsort errichtet. Sein Herz wurde balsamirt u. blieb bei der Compagnie, seine Stelle in derselben blieb leer, u. wenn beim Appell sein Name genannt wurde, antwortete ein Grenadier: Geblieben auf dem Felde der Ehre! Er schr.: Nouvelles recherches sur la langue etc. des Bretons, Bayonne 1792; Origines gauloises, 3. Aufl. Hamb. 1801 (in welchem er die sonderbarsten Meinungen über die Bretagner aufstellt). Vgl. Buhot de Kersers, Histoire de L., Par. 1841. 3) L., Vicomte von Turenne (s.d.). 4) Charles, Prince de L. d'A., aus der Linie Lauraguais (Seitenlinie der L. d'A.), schon seit der Ernennung Ludwig Napoleons zum Präsidenten der Französischen Republik einer von dessen Vertrauten, später vom Kaiser mehrfach zu geheimen diplomatischen Missionen verwandt, seit Februar 1860 französischer Gesandter in Berlin.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 148.
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