Lauriācum

[250] Lauriācum (Laureacum), römische Militärkolonie in Noricum, rechts an der Donau nächst der Ennsmündung, an der Stelle des heutigen Dorfes Lorch (s. d.), hatte große Schildfabrik, war Hauptquartier der zweiten italischen Legion und Station der Donauflotte. Schon zur Zeit der diokletianischen Christenverfolgung scheinen dort Christen gewesen zu sein; doch beruht die Nachricht vom Märtyrertod des heil. Florian in der Enns bei L. auf später Fälschung. Als der heil. Severin (gest. 482) in Noricum wirkte, war in L. ein Bischof namens Constantins. In den Stürmen, die am Ende des 5. Jahrh. Noricum heimsuchten, bildete das feste L. einige Zeit einen Sammelpunkt der Flüchtigen; doch erlag auch es den Barbaren, so daß jede historische Überlieferung aus jenen Gegenden entschwand. Erst im 10. Jahrh. lebte die Erinnerung an L. auf, und Bischof Piligrim von Passau versuchte die Erhebung seines Bistums zum Erzbistum, um damit Befreiung aus der Unterordnung unter Salzburg zu erwirken, indem er auf gefälschte Urkunden hinwies, aus denen sich ergeben sollte, daß Passau nur die Fortsetzung des alten L. sei und bereits erzbischöflichen Rang besessen habe. Doch drang er mit seinen Bestrebungen nicht durch. Vgl. L. Dümmler, Piligrim von Passau und das Erzbistum Lorch (Leipz. 1854); v. Glück, Die Bistümer Noricums, besonders das Lorchische (Wien 1855); Dümmler, Die Entstehung der Lorcher Fälschungen (in den Sitzungsberichten der Berliner Akademie, 1898; auch Sonderdruck); Vancsa, Geschichte Nieder- und Oberösterreichs, Bd. 1 (Gotha 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 250.
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