Legendre

[323] Legendre (spr. löschāngdr'), Adrien Marie, Mathematiker, geb. 18. Sept. 1752 in Paris, gest. 10. Jan. 1833, erhielt frühzeitig die Professur der Mathematik an der Militärschule, dann an der Normalschule in Paris und wurde nebst Cassini und Méchain von der Regierung beauftragt, einen Breitengrad zwischen Dünkirchen und Boulogne zu messen. Über die Resultate dieser Messungen berichtet die Schrift »Exposé des opérations, faitesen France en 1787« (Par. 1792). 1815 wurde L. zum Ehrenmitgliede der Kommission für den öffentlichen Unterricht, 1816 zum Examinator an der Polytechnischen Schule und zum Chef der Université de France (Inspektor des gesamten höhern Unterrichts) ernannt; 1824 wurde er, da er gegen die Aufnahme des Regierungskandidaten in die Akademie gestimmt hatte, ohne Pension entlassen und starb in Dürftigkeit. Besonders verdient machte sich L. durch seine Arbeiten über die elliptischen Integrale, welche die Theorie der elliptischen Funktionen vorbereiteten, und durch seine Untersuchungen über die Attraktion der elliptischen Sphäroide (Potential); auch seine Methode der Berechnung der Kometenbahnen machte seinerzeit Aufsehen. Er entdeckte 1806, unabhängig von Gauß, die Methode der kleinsten Quadrate und hat sie vor Gauß veröffentlicht. Durch die zahlreichen Auflagen seiner »Éléments de géométrie« (Par. 1794; neu hrsg. von Girard 1881; deutsch von Crelle, 6. Aufl., Berl. 1873) hat er wesentlich dazu beigetragen, daß die Frage nach den Grundlagen der Geometrie nicht mehr von der Tagesordnung verschwand (vgl. Parallelenaxiom). Er schrieb: »Essai sur la théorie des nombres« (1798; 3. Aufl. 1830, 2 Bde.; deutsch von Maser, Leipz. 1886); »Nouvelle théorie des parallèles« (1803); »Nouvelles méthodes pour la détermination des orbites des comètes, etc.« (1805); »Exercices de calcul intégral« (1807; neue Ausg. 1819, 3 Bde.); »Traité des fonctions elliptiques et intégrales Eulériennes« (1826–29, 3 Bde.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 323.
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