Leverrier

[486] Leverrier (spr. löwerrjĕ), Urbain Jean Joseph, Astronom, geb. 11. März 1811 in St.-Lô (Depart. La Manche), gest. 23. Sept. 1877 in Paris, besuchte die Polytechnische Schule in Paris, wurde dann Chemiker und 1833 Ingenieur bei der Tabaksverwaltung, später Lehrer am College Stanislas und Repetent an der Polytechnischen Schule, wandte sich dann astronomischen Studien zu und veröffentlichte bereits 1839 seine Untersuchungen über die säkularen Störungen der Planetenbahnen. Sodann begann er die Untersuchung der Merkurbewegung und der Uranusbewegung, die ihn 1846 zu dem Resultat führte, daß jenseit vom Uranus noch ein Planet vorhanden sein müsse, der auf den Uranus störend einwirke, und bestimmte auch den Ort dieses Planeten, den dann Galle 23. Sept. 1846 nahe der bezeichneten Stelle auffand (vgl. Neptun). L. ward 1846 Professor der Mécanique céleste bei der Faculté des sciences und Mitglied der Akademie und des Bureau des longitudes, 1849 Mitglied der Gesetzgebenden Versammlung, 1852 Senator und 1854 Direktor der Sternwarte, welche Stellung er bis zu seinem Tode innehatte, mit Ausnahme von 1870–72, wo er infolge Streitigkeiten mit dem Personal der Sternwarte seiner Stellung enthoben war. Die Leistungen Leverriers in der Theorie der planetarischen Bewegungen stehen einzig da; für alle großen Planeten veröffentlichte er genaue Tafeln ihrer Bewegungen in den Banden 4–14 der »Annalen der Pariser Sternwarte«, die lange Jahre die Grundlage aller Vorausberechnungen liefern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 486.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika