Literarischer Verein in Stuttgart

[613] Literarischer Verein in Stuttgart, eine Vereinigung von Gelehrten und Literaturfreunden zum Zweck der Neuherausgabe wichtiger älterer Denkmäler der deutschen Literatur, der Geschichte und Kulturgeschichte, deren Publikationen jedoch nicht in den Buchhandel gebracht, sondern lediglich an die Mitglieder des Vereins verteilt werden. Bei den zur Herausgabe bestimmten Werken wird vor allem die deutsche Literatur ins Auge gefaßt, aber auch die lateinische Gelehrtensprache und die Idiome benachbarter germanischer und romanischer Völker bleiben nicht ausgeschlossen. Die Begründer des Vereins, der 1839 unter dem Protektorat des Königs von Württemberg zusammentrat, waren sämtlich Stuttgarter, unter ihnen Georg v. Cotta, Aug. Fr. Gfrörer, Wolfg. Menzel, K. G. v. Wächter, v. Stälin u.a. Seine Tätigkeit eröffnete er mit der Publikation von Closeners[613] »Straßburger Chronik« durch Strobel und Schott, mit Fabris »Evagatorium« durch Häßler, der »Weingartener Liederhandschrift« durch Pfeiffer und der »Briefe der Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orléans« durch Menzel. Im J. 1904 belief sich die Zahl der (zum Teil zum erstenmal) veröffentlichten Bände (durchgehends interessante und zum Teil hochwichtige Werke) auf 234, von denen die größte Anzahl der deutschen Literatur und Geschichte angehört. Auch an Seltsamkeiten sittengeschichtlichen Inhalts, wie »Ein Buch von guter Speise«, »H. Mynsinger von den Falken, Pferden und Hunden« u.a., fehlt es nicht. Präsident des Vereins wurde nach Ad. v. Kellers Tode (1883) Professor Holland in Tübingen, dann nach dessen Tode, seit 1892, Professor H. Fischer daselbst.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 12. Leipzig 1908, S. 613-614.
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