Méhul

[549] Méhul (spr. me-ǖl), Etienne Nicolas, Komponist, geb. 22. Juni 1763 in Givet (Ardennen), gest. 18. Okt. 1817 in Paris, kam 1778, vorgebildet durch den deutschen Organisten Wilhelm Hauser im Kloster Lavaldieu, nach Paris und genoß dort bis 1780 den Unterricht Glucks. 1790 errang er mit »Euphrosine et Corradin« den ersten Erfolg und brachte in der Folge nur mit Unterbrechung durch die Schreckensjahre der Revolution eine lange Reihe von Opern zur Ausführung, deren Mehrzahl der ernsten Richtung angehört. Doch gehört zu seinen besten Treffern die komische Oper »Une folie« (1801, in Deutschland beliebt als »Je toller, je besser« oder »Die beiden Füchse«). Bereits bei Begründung des Konservatoriums (1794) wurde M. eine der Inspektorstellen übertragen, und 1795 wurde er in die Akademie gewählt. In Deutschland wurde er durch die Oper »Die beiden Blinden von Toledo« (1806) bekannt, wahrhaft populär aber durch die bis heute zugkräftige Oper »Joseph« (1807, »Joseph und seine Brüder«, »Jakob und seine Söhne in Ägypten«). M. ist neben Cherubini eine der bedeutsamsten Erscheinungen der französischen Oper der Empirezeit und hat jenes mittlere Genre der Oper, das sich um jene Zeit zwischen der Großen Oper und der Komischen Oper bildete, dem auch letztere Oper angehört, mitschaffen helfen. Außer über 40 Opern, von denen noch die durch das Fehlen der Violinen ein dunkles Kolorit erzielende »Uthal« (1806) genannt sei, schrieb M. nur wenige Symphonien nach Haydnscher Art sowie einige Klaviersonaten, Kantaten und, besonders während der Revolutionszeit, patriotische HymnenChant du départ«, »Chant de victoire« etc.). Ein paar Vorträge, die M. in der Akademie gehalten (»L'état future de la musiqueen France« u. a.), erschienen 1808 im Druck (im »Magasin encyclopédique«). Vgl. Pougin, M., sa vie, son génie, son caractère (2. Aufl., Par. 1892).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 549.
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