Mühlbacher

[213] Mühlbacher, Engelbert, österreich. Historiker, geb. 4. Okt. 1843 zu Gresten in Niederösterreich, gest. 18. Juli 1903 in Wien, trat nach Absolvierung des Gymnasiums in Linz 1862 in das Cistercienserstift St. Florian, wandte sich aber seit 1872, in welchem Jahr er die Universität Innsbruck bezog, ausschließlich historischen Studien zu. Von 1874–76 war er unter Sickel Mitglied des Instituts für österreichische Geschichtsforschung in Wien, habilitierte sich 1878 in Innsbruck für historische Hilfswissenschaften und Geschichte des Mittelalters, wurde 1881 außerordentlicher Professor an der Universität in Wien und neben Sickel die hervorragendste Lehrkraft am Institut, dessen Leitung ihm zugleich mit der Ernennung zum ordentlichen Professor 1896 zuteil wurde und dessen Ansehen durch seine Tätigkeit eine wesentliche Steigerung erfuhr. 1885 wurde er korrespondierendes, 1891 wirkliches Mitglied der Wiener, 1896 korrespondierendes Mitglied der bayrischen Akademie; er gehörte auch dem österreichischen Archivrat beim Ministerium des Innern an und leitete die Geschäfte der Kommission für neuere Geschichte Österreichs. Sein eigentliches Arbeitsgebiet war die Karolingerzeit. Schon 1874 hatte ihm Ficker die Neubearbeitung dieses Teils der Böhmerschen »Regesta imperii« übertragen, deren 1. Auflage 1880–89 erschien; 1899 erschien der 1. Teil der Regesten in 2. Auflage, der Text des 2. Teils ist von ihm fast vollendet worden. 1892 wurde er mit der Edition der Karolingerurkunden für die »Monumenta Germaniae«, deren 1. Band gleichfalls von ihm abgeschlossen wurde, betraut. In Zwiedinecks »Bibliothek deutscher Geschichte« erschien seine »Deutsche Geschichte unter den Karolingern« (Münch. 1896). Außerdem beschäftigten ihn die politischen und religiösen Bewegungen des 12. Jahrh., er schrieb über Gerhoh von Reichersberg, Arnold von Brescia, Abälard, über »Die streitige Papstwahl des Jahres 1130« (Innsbr. 1876), ferner zahlreiche Aufsätze in den von ihm redigierten »Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung«, im »Archiv für österreichische Geschichte«, in der »Allgemeinen deutschen Biographie« und in andern historischen Zeitschriften.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 213.
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