Mohammed [2]

[19] Mohammed, Name von vier türk. Sultanen: 1) M. I. »Tschelebi«, geb. 1387, gest. 1421 in Adrianopel, behauptete sich nach seines Vaters Bajesid I. Niederlage bei Angora (1402) und Tod (1403) in der Herrschaft von Amasia, eroberte im Kampfe gegen seine Brüder Kleinasien mit der Hauptstadt Brussa, besiegte und tötete 10. Juli 1413 auch seinen letzten Bruder, Musa, Sultan von Adrianopel, und erlangte so die Alleinherrschaft über die Osmanen. Er herrschte mit Kraft und Verstand, sicherte die Grenzen des Reiches und dämpfte mehrere Aufstände.

2) M. II., Bujuk, d.h. der Große, Enkel des vorigen, Sohn Murads II., geb. 1430 in Adrianopel, gest. 3. Mai 1481 zu Hunkiar Tschairi in Kleinasien, folgte 5. Febr. 1451 seinem Vater, mit dem er schon seit 1444 die Herrschaft geteilt hatte, eroberte 29. Mai 1453 Konstantinopel (s. d.) und erhob es zu seiner Residenz. Um den entvölkerten Provinzen neue Einwohner zu verschaffen, gewährte er den Griechen Religionsfreiheit und gestattete ihnen, sich wieder einen Patriarchen zu wählen. 1456 erschien er an der Spitze von 160,000 Mann und 300 Kanonen vor Belgrad, fand aber von seiten Johann Hunyadis so tapfern Widerstand, daß er wieder abziehen mußte. Serbien indes ward größtenteils von ihm erobert, ebenso Griechenland und die Peloponnes, die meisten Inseln im Archipel und das griechische Kaisertum Trapezunt. Albanien konnte er erst nach des tapfern Skanderbeg (s. d.) Tode seiner Herrschaft einverleiben (1468). Den Venezianern nahm er 1470 die Inseln Negroponte und Lemnos, den Genuesen 1475 Kassa (Feodosia) und zwang 1478 den Chan der krimschen Tataren zur Anerkennung seiner Oberhoheit. Es folgten langwierige Kriege mit Persien. 1480 griff M. die Insel Rhodos an, ward aber von den Johannitern zurückgeschlagen. Hierauf machte er einen Angriff auf Unteritalien; doch ehe seine Truppen die Stadt Otranto erobert hatten (11. Aug.), war M. auf einem Zuge gegen Persien gestorben. Er hatte während seiner 30jährigen Regierung 12 Reiche und 200 Städte erobert. Er erhielt daher die Beinamen Ghazi (Besieger der Ungläubigen) und Fatih (Eroberer). Persönlich war er durch glänzende Eigenschaften des Geistes ausgezeichnet: er dichtete selbst unter dem Namen Auni (vgl. Jacob, Der Divan Sultan Mehmeds II. zum ersten Male nach der Upsalaer Handschrift herausgegeben, Berl. 1904) und tat sich auch sonst durch Sinn für Kunst und Wissenschaft hervor. Dagegen charakterisieren ihn Grausamkeit, Treulosigkeit, Verachtung aller Gesetze und niedrige Ausschweifungen als echt orientalischen Despoten. Ihm folgte sein ältester Sohn Bajesid II.

3) M. III., Sohn und Nachfolger Murads III., geb. 1566, regierte von 1595–1603 als ein Tyrann, der 19 Brüder ermorden ließ und besonders die Christen, die zu Anfang seiner Regierung sich gegen ihn erhoben hatten, grausam verfolgte. Sein Feldherr Sinan Pascha wurde 23. Aug. 1595 bei Kalugareni durch Michael den Tapfern von der Walachei geschlagen; M. selbst aber eroberte, obwohl persönlichunkriegerisch, krank und gebrechlich, 13. Okt. Erlau und 20. Okt. Kanizsa und schlug 1596 die Kaiserlichen bei Kereztes.

4) M. IV., Sohn Ibrahims, geb. 1638 (oder 1642), gest. 1692, bestieg nach dessen Absetzung 18. Aug. 1648 den Thron und bewies sich, seit 1656 selbständig herrschend, aber ganz von seiner Umgebung abhängig, als schwacher und üppiger Wollust ergebener Regent; als seine Waffen gegen Deutsche und Polen unglücklich waren, ward er 1687 abgesetzt und starb fünf Jahre später vergessen im Serail. Unter seiner Regierung zeichneten sich die beiden Großwesire Mohammed und Ahmed Köprülü (s. d. 2) aus. Vgl. Ricaut, Histoire de l'état présent de l'Empire ottoman (Par. 1670).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 19.
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