Niederkalifornien

[631] Niederkalifornien (Territorio de la Baja California), Territorium der Republik Mexiko (s. Karte »Mexiko«), die große Halbinsel zwischen dem Golf von Kalifornien und dem Stillen Ozean, von 22°52´ (Kap San Lucas) bis 32°40´ nördl. Br., im Norden vom Unionsstaat Kalifornien, von Arizona und von Sonora begrenzt, 151,109 qkm groß, aber mit nur (1900) 47,082 Einw. (0,3 auf 1 qkm). Die Westküste bietet besonders in den Buchten von Todos Santos, Sebastian Viscaino, Ballenas und Magdalena, die Ostküste in denen von La Paz, Loreto, Concepcion und Angeles wohlgeschützte Ankerplätze. Das Innere ist aber fast allenthalben von Gestrüpp bedecktes unwirtliches Gebirgsland, im Monte Santa Catalina (31° nördl. Br. und 115°23´ westl. L.) 3090 m, in den Tres Virgines 2153 m, in den Gigantes (westlich von Loreto) 1760 m, in der Santiago-Spitze (ganz im S.) 1872 m hoch. Die zentralen höhern Teile sind granitisch, die Flanken wildzerklüftete Sandstein- und Kalksteintafeln tertiären und cretazeïschen Alters, die Ostküste ist zum Teil von jungvulkanischen Bildungen begleitet, so besonders von den Tres Virgines, die reiche Schwefelablagerungen und tätige Solfataren aufweisen und 1746 einen furchtbaren Ausbruch hatten. Fruchtbare, durch künstliche Bewässerung an banfähige Täler, darunter das tief eingeschnittene Tal von La Paz, sind aber auch vorhanden. Die Flüsse führen meist im größern Teil des Jahres kein Wasser und sind sämtlich unschiffbar. Das Klima ist heiß und trocken, aber gesund. An den Gebirgshängen ist der Regen nicht unbedeutend, namentlich im August und September, der Zeit der heftigen Gewitterböen (chubascos) aus SW. Weite Landstriche sind mit zahllosen Kaktusarten und der Yucca angustifolia bedeckt. Das wilde Schaf, dessen Wolle und Fleisch sehr brauchbar sind, bewohnt die Gebirge; das Meer ist reich an Fischen, auch an Walen; im Golf von Kalifornien werden Perlen, Korallen und Schwämme gefischt. Die Bewohner setzen sich zusammen aus Indianern, Mischlingen und einer kleinen Anzahl von Weißen. Die noch sehr unzivilisierten, aber gutmütigen und friedlichen Indianer führen ein Nomadenleben; ihre wenigen Kleidungsstücke fertigen sie aus Aloefasern. Ackerbau und Viehzucht sind unbedeutend; wichtiger der Bergbau, da das Land Gold, Silber, Kupfer, Quecksilber, Steinsalz und Kohlen hat. Hervorzuheben sind die alte Quecksilbergrube von Marques und die neuerdings stark in Aufschwung gekommene Bolos-Kupfergrube bei Santa Rosalia (1902: 2,8 Mill. Mk. Förderung). Hauptstadt ist La Paz. – Die Halbinsel wurde 1531–40 von spanischen Seefahrern entdeckt; 1535 landete Cortez an der Bai von La Paz.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 631.
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