Orange [3]

[90] Orange (spr. -āngsch'), Arrondissementshauptstadt im franz. Depart. Vaucluse, in der Rhoneebene, an einem linken Seitenarm des Eygues, Knotenpunkt an der Mittelmeerbahn, hat eine romanische Kathedrale (12. Jahrh.), Standbilder des Grafen Raimbaud II. von O. und des Grafen Gasparin, ein Kriegerdenkmal für 1870/71, ein Collège, eine Bibliothek, ein Theater, eine Ackerbaukammer und (1901) 6861 (als Gemeinde 10,096) Einw., die Weinbau, Braunkohlenbergbau, Seidenraupenzucht und Seidenspinnerei, Fabrikation von Tonwaren, Mosaiken, Zucker, Schuhwerk und Maschinen sowie Handel mit Obst, Wein, Trüffeln, Honig, Wachs etc. betreiben. O. ist berühmt durch seine Denkmäler aus der Römerzeit, darunter ein wohlerhaltenes Theater (aus der Zeit Kaiser Hadrians, neuerdings restauriert) und ein schöner Triumphbogen (22 m hoch, wahrscheinlich vom Jahre 21 n. Chr.). – O. ist das alte Arausio im narbonensischen Gallien, die Hauptstadt der Kavaren, wo 105 b. Chr. die Cimbern über Servilius Cäpio und Manlius siegten und später Julius Cäsar eine römische Kolonie anlegte (Colonia Saecundanorum). Im Mittelalter gehörte die Stadt erst zum burgundischen Reich und bildete vom 11. Jahrh. an eine eigne Grafschaft, die nacheinander vier Familien besaßen (darunter 1530–1702 das Haus Nassau, das davon den Beinamen Oranien [s. d.] führt) und Ludwig XIV. 1713 mit dem Dauphiné vereinigte. Die von Kaiser Karl IV. in O. errichtete Universität wurde in der französischen Revolution aufgehoben. Vgl. Bastet, Histoire de la ville et de la principauté d'Orange (Orange 1856); Pontbriant, Histoire de la principauté d'O. (Par. 1891); Peyre, Nimes, Arles et O. (in der Sammlung »Les villes d'art célèbres«, Par. 1902), und die Geschichtskarte bei »Frankreich«.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 90.
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