Palm [2]

[336] Palm, Johann Philipp, ein Opfer französischer Tyrannei in Deutschland, geb. 17. Nov. 1768 in Schorndorf, erlernte in Erlangen den Buchhandel und erwarb die Steinsche Buchhandlung in Nürnberg. Im Frühjahr 1806 verlegte P. eine wahrscheinlich von Philipp Christian Yelin, der entfloh, in Ansbach verfaßte, bei Hessel in Altdorf gedruckte Flugschrift: »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« (neue Ausg., eingeleitet vom Grafen Du Moulin Eckart, Stuttg. 1906), in der Napoleon I. und das Benehmen der französischen Truppen in Bayern hart getadelt waren. Napoleon, durch die Augsburger Polizei darauf aufmerksam gemacht, befahl, ein Exempel zu statuieren. P., der nach einem Fluchtversuch im Vertrauen nach Nürnberg, das damals noch nicht von Bayern in Besitz genommen war, zurückkehrte, wurde 14. Aug. verhaftet und einer außerordentlichen Militärkommission in Braunau (Oberösterreich) überwiesen, die den bestimmten Befehl hatte, die Schuldigen in 24 Stunden zu verurteilen und hinrichten zu lassen. Auch der Prozeß gegen Schoderer, Merkle und Link hängt mit der Verbreitung der Schrift zusammen. Die Verurteilung Palms zum Tode »wegen absichtlicher Verbreitung ehrenrühriger Schriften wider Frankreich« erfolgte auch 25. Aug. 1806, die Erschießung am 26. d. M. Die brutale Tat erregte im deutschen Volk ingrimmigen Haß gegen Napoleon und das Bewußtsein der tiefen Erniedrigung Deutschlands. 1866 wurde P. in Braunau ein lebensgroßes Bronzestandbild von Knoll errichtet. Sein Haus in Nürnberg hat König Ludwig I. durch eine Gedenktafel ausgezeichnet. Vgl. Soden, Johann Philipp P. (Nürnb. 1814); J. Rackl, Der Nürnberger Buchhändler Johann Philipp P., ein Opfer Napoleonischer Willkür (das. 1906). Zu Trauerspielen verarbeitete den Stoff L. Eckardt (Wenigenjena 1860) und Alfred Ebenhoch (Linz 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 336.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: