Perth [1]

[626] Perth (spr. pörth), 1) Hauptstadt (city) der danach benannten schott. Grafschaft, am Tay, der bis zur Stadt für Schiffe von 200 Ton. Gehalt schiffbar ist und unterhalb derselben eine Schlucht durchbricht, durch welche die besuchteste Straße zwischen Hoch- und Tiefland führt. Ihr Glanz als alter Königssitz ist geschwunden, aber noch immer ist sie eine Stadt von Bedeutung, mit (1901) 32,872 Einw., mehreren bemerkenswerten Kirchen (darunter die von St. John in spätgotischem Stil, in der Knox 1559 seine zündenden Predigten hielt), einem Grafschaftsgebäude in griechischem Stil, einem Stadthaus im Tudorstil, einer Akademie (Gymnasium), einem Museum der Altertumsgesellschaft (in den Marshall Buildings), einem naturhistorischen Museum, Theater, Irrenhaus und lebhafter Industrie (Leinen-, Jute- und Wollwaren, Kattundruckerei, Maschinenbau und Fabrikation von Wasserstandsgläsern). P. ist Sitz eines deutschen Vizekonsuls. Die beiden Parke zieren Bildsäulen von Sir Walter Scott und dem Prinzen Albert. In der Nähe liegt die Ruine von Scone Abbey, die 1559 von den Covenanters zerstört wurde, und (7 km nördlich) das Gehölz von Dunsinane, wo Macbeth 1056 seinen Thron einbüßte. Östlich bei P., am Tay, liegt Scone Palace (Landsitz des Grafen Mansfield) an der Stelle des alten gleichnamigen Schlosses der schottischen Könige, in dem diese gekrönt wurden, und wo der Prätendent Karl Eduard 1745 noch Hof hielt (den berühmten Krönungsstein brachte Eduard I. 1296 nach dem Siege bei Dunbar von Scone nach der Westminsterabtei, wo er noch jetzt als ein Teil des Krönungsstuhls aufbewahrt wird). – P. selbst ist eine der ältesten Städte Schottlands, erhielt schon 1153 städtische Privilegien und galt bis 1482 als die Hauptstadt des Reiches, dessen Parlamente hier oft zusammentraten. Robert Bruce eroberte P. 1311 und ließ die Werke schleifen; Jakob 11. stellte sie wieder her. 1559 nahm hier die Reformation durch J. Knox ihren Anfang (s. oben). 1600 war der hier befindliche Palast des Grafen von Gowrie der Schauplatz der sogen. Gowrie-Verschwörung zur Ermordung König Jakobs VI. Am 25. Aug. 1618 wurden von einer geistlichen Versammlung in P. die sogen. Perther Artikel entworfen. Nach der Schlacht von Tibbermoor 1644 wurde P. vom Marquis von Montrose, 1651 von Cromwell eingenommen. 1715 bemächtigte sich der Graf von Marr an der Spitze einer Rebellenabteilung der Zitadelle von P. und behielt sie als Waffenplatz, bis der Herzog von Argyll die Rebellen vertrieb; doch gelangte dieselbe Partei 1745 von neuem auf kurze Zeit in den Besitz der Stadt. Vgl. Lawson, The book of P. (Edinb. 1847). – 2) Hauptstadt des britisch-austral. Staates Westaustralien, rechts am Schwanenfluß und in Bahnverbindung mit allen wichtigen Distrikten des Staates, zeigt starkes Wachstum und hatte 1901: 27,471, mit Vororten 36,199 Einw. Der Hafen ist das 18 km unterhalb am Schwanenfluß liegende Fremantle (s. d.).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 626.
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