Platāne

[18] Platāne (Platanus L), Gattung der Platanazeen, meist große und schöne Bäume mit periodisch in großen Stücken sich ablösender Rinde, wechselständigen, gestielten, handnervigen und handförmig gelappten Blättern, monözischen Blüten in hängenden, langgestielten, kugeligen Blütenköpfen und in der Verdickung des Blattstiels sich entwickelnden Knospen. Vier Arten im östlichen Mittelmeergebiet, namentlich in Kleinasien, östlich bis zum Himalaja und in Mexiko und Kalifornien bis nach dem atlantischen Kanada. Morgenländische P. (P. orientalis L.), einer unsrer schönsten Bäume, 20–30 m hoch, mit starkem, aber nicht sehr hohem Stamm, weit ausgreifenden Ästen, großschuppig sich ablösender Borke, großen, dreilappigen oder handförmig fünflappigen Blättern, deren Lappen lanzettförmig, oft wieder gelappt oder gezahnt sind, wird in mehreren Formen bei uns vielfach kultiviert. Abendländische P. (Wasserbuche, Sykomore, Kleiderbaum, P. occidentalis L.), ein 20–30 m hoher Baum mit mehr pyramidenförmiger Krone, kleinschuppig sich ablösender Borke und großen Blättern, die meist nur drei, selten fünf kurze Abschnitte besitzen, außerdem oft noch grob gezahnt und wenigstens auf der Unterseite auch bleibend behaart sind, stammt aus Nordamerika und wird bei uns ebenfalls in mehreren Formen kultiviert, scheint aber weniger hart zu sein als der erstere. Beide sind durch die Kultur als Park- und Alleebäume weit verbreitet; sie sind schnellwüchsig und liefern Nutzholz, das etwa dem Ahornholz gleichgeschätzt wird. Die orientalische P. war schon im Altertum allgemein beliebt; sie erreicht ein sehr hohes Alter und kolossale Dimensionen und wächst im ganzen Orient allerorten in der Nähe von Wasserläufen. Die größte P. Europas (P. orientalis) im Tal von Böjükdere bei Konstantinopel ist 30 m hoch, ihr Stamm hat 50 m Umfang, ihr Alter schätzt man auf 2–3000 Jahre. Wahrscheinlich kam sie in sehr früher Zeit als heiliger Baum aus Vorderasien nach Europa und gelangte in der Folge auch nach Italien, wo sie zu Theophrasts Zeiten noch selten war. Eine schon den Alten bekannte Gesundheitsschädlichkeit der P. ist abzuleiten von den zahlreichen Sternhaaren, welche die jungen Blätter bedecken, bei Entfaltung derselben abfallen[18] und die Atmungsorgane stark reizen, wenn sie mit der Luft eingeatmet werden.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 18-19.
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