Raff

[565] Raff, 1) Georg Christian, namhafter Schulmann und Jugendschriftsteller, geb. 30. Sept. 1748 in Stuttgart, studierte in Göttingen, wo er Lehrer war und als Rektor des Lyzeums 5. Juni 1788 starb. Er war einer der ersten Pädagogen, welche die neuern Grundsätze des Unterrichts auf die Naturkunde anwandten. Den naturkundlichen Unterricht will er auf Betrachtung und Beschreibung einzelner typischer Vertreter wichtiger Familien gründen und in drei Kursen bis zur Andeutung des Systems führen. Seine dialogischen Jugendschriften fanden viel Beifall, namentlich: »Geographie für Kinder« (Götting. 1778; verbessert und fortgesetzt von André, das. 1790–92, 3 Bde.) und »Naturgeschichte für Kinder« (das. 1778; 16. Aufl. von Berthold, 1861).

2) Joachim, Komponist, gest. 27. Mai 1822 in Lachen am Züricher See von württembergischen Eltern, gest. 25. Juni 1882 in Frankfurt a. M., widmete sich anfangs dem Schullehrberuf, gab denselben aber auf, als nach Einsendung einiger Kompositionsversuche 1843 Mendelssohn ihn zur Fortsetzung seiner künstlerischen Tätigkeit ermutigte. Nach mehrfachen vergeblichen Versuchen, sich als Musiklehrer eine Existenz zu gründen, begab er sich 1850 nach Weimar zu Liszt, der mehrere seiner größern Werke zur Ausführung brachte; auch trat R. schriftstellerisch als eifriger »Neudeutscher« auf, sowohl durch Beiträge für die »Neue Zeitschrift für Musik« als auch durch die Schrift: »Die Wagnerfrage« (Braunschw. 1852). 1856 folgte er seiner Braut, der Schauspielerin Dores Genast, nach Wiesbaden, wo er fortan ausschließlich der Komposition lebte, bis er 1877 einem Ruf als Direktor des neubegründeten Hochschen Konservatoriums in Frankfurt a. M. folgte. Als Komponist hat R. eine erstaunliche Produktionskraft entfaltet, namentlich auf dem Gebiete der Instrumentalmusik, deren Literatur er durch zehn Symphonien (meist mit Programmen; darunter: »Im Walde« und »Lenore«) und zahlreiche Kammermusikwerke (fünf Violinsonaten, Streichquartette, Klavierkompositionen aller Art etc.) bereicherte. Geringern Erfolg als diese Arbeiten haben seine Vokalwerke gehabt, darunter die Opern: »König Alfred« und »Dame Kobold« (Weimar 1851 u. 1870) sowie zahlreiche ein- und mehrstimmige Lieder. Vgl. Schäfer, Chronologisch-systematisches Verzeichnis der Werke J. Raffs (Wiesbad. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 565.
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