Rebhuhn

[653] Rebhuhn (Perdix Briss.), Gattung der Hühnervögel aus der Familie der Waldhühner (Tedraonidae) und der Unterfamilie der Feldhühner (Perdicinae), sehr gedrungen gebaute Vögel mit kurzem Schnabel, kurzen Flügeln, kurzem Schwanz und mittellangen Läufen. Das R. (Repphuhn, Feldhuhn, P. perdix L., s. Tafel »Hühnervögel II«, Fig. 3) ist 26 cm lang, 52 cm breit, die Stirn, Kopfseiten und Kehle sind hell rostrot, der Kopf ist bräunlich mit gelblichen Längsstrichen, der Rücken grau mit rostroten Querbändern, lichten Schaftstrichen und schwarzen Linien; auf der grauen Brust verläuft ein schwarz gewelltes Band, der Bauch ist weiß mit braunem Fleck; die Schwanzfedern sind rostrot, die mittlern braun und braunrot quergestreift, die Handschwingen braunschwarz, bräunlichgelb gebändert und gefleckt. Das R. bewohnt Europa bis zum 60. und 65. Breitengrad und Kleinasien und ist in Neuseeland eingebürgert. In den Mittelmeerländern ist es selten oder fehlt oder ist durch Abarten vertreten. Es bevorzugt die Ebene mit Buschholz und Dickicht, auch Waldränder, Weinberge und hält im allgemeinen an dem gewählten Revier sehr fest. Bis zur Ernte findet es sich besonders auf Getreidefeldern, dann auf Kartoffel- und Krautäckern, im Herbst auf Stoppeln und Sturzäckern, nachts stets auf freiem Felde. Das R. ist anmutig, scheu, gesellig und sehr zärtlich gegen den Gatten und die Jungen; es fliegt wenig und schwerfällig, bäumt nie, schwimmt gut und weiß sich sehr geschickt zu verbergen. Es lebt vom Frühjahr an paarweise, nistet vom Mai bis Juli in einer Vertiefung auf dem flachen Boden, oft im Getreide oder Wiesengras und legt 12 bis 20 blaßgrünliche, braungraue Eier, die das Weibchen in 26 Tagen unter dem Schutz des Männchens ausbrütet. Wird das erste Gelege zerstört, so legt die Henne oft zum zweitenmal, dann aber meist nur 6–8 Eier. Den Winter über bleiben die Völker (Ketten) zusammen. Das R. nährt sich von Pflanzenstoffen, in der Jugend von Insekten, sucht im Winter bei hohem und hartgefrornem Schnee oft in Gärten und Dörfern Schutz und Nahrung und kommt selbst in die Gehöfte. Man füttert es dann mit Weizenähren und Körnern unter Buschwerk. In harten Wintern stirbt bisweilen der ganze Hühnerbestand eines Gebietes aus. Das R. ist niemals schädlich. In der Gefangenschaft wird es ungemein zahm und pflanzt sich auch fort. Die interessanteste und beliebteste Jagd auf das R. ist die Suche mit dem Vorstehhund, sie hat seit Verbesserung der Jagdgewehre die früher üblichen Fangmethoden fast ganz verdrängt. Bei pfleglicher Behandlung der Jagd sollte man von jedem Volk etwa 5–6 Stück überhalten und die alten Hühner schonen, weil diese mehr Eier legen und sicherer brüten, dagegen die alten Hähne abschießen, weil diese das Volk, besonders wenn es stark und unbeschossen bleibt, oft weit wegführen. Die jungen Hühner werden von den alten zuerst an der geringern Größe und der grauen Farbe der Köpfe, später, wenn sie schildern, d. h. ganz ausgewachsen das braune Brustschild und die rostrote Färbung an den Köpfen erhalten, also den alten im Gefieder sehr ähnlich sind, an der gelblichen Farbe der Ständer (Füße), die bei den alten grau erscheinen, unterschieden. Das Fleisch des Rebhuhns gehört zu dem feinsten Wildbretfleisch. Es wird am schmackhaftesten, wenn man es in Speckscheiben und Weinblätter wickelt und bratet. Auch wird das R. in Marinade gedämpft (à la Béarnaise) oder mit Schinken und Kraut gedünstet (perdrix aux choux). Früher wurden die Galle und andre Teile des Rebhuhns gegen Augenleiden, Schwerhörigkeit und viele andre Krankheiten benutzt. Rebhuhnfedern (besonders aus Sibirien) werden als Bettfedern benutzt und den Entenfedern gleichgestellt. Vgl. v. Thüngen, Das R. (Weim. 1876); Waldenburg, Jagd und Hege von Reh, Hase und R. (Königsb. 1886); Schmiedeberg, Das R. (Berl. 1896); E. v. Dombrowski, Das R. (Wien 1905). – Französisches R., s. Steinhuhn. – Ungarisches R. nennt man in Österreich eine Art Hackbraten aus verschiedenen Fleischsorten, Ochsenmaul, Schweins- und Kalbsfüßen; vgl. auch Igelbraten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 653.
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