Roßtrappen

[165] Roßtrappen, Felsen oder erratische Blöcke, in denen ein oder mehrere Hufeisen eingemeißelt sind, finden sich namentlich in altsächsischen Ländern, und werden als heidnische (auf den wasserspendenden Schimmel Odins, Sleipnir, der sein Hufeisen abwarf, bezügliche) Kultstätten gedeutet, weshalb sie manchmal in Kirchen- und Kirchhofsmauern eingesetzt wurden (Gudensberg am Odenberg), während viele Kirchen dem christlichen Schimmelreiter St. Georg gewidmet wurden. Zahlreiche Ortssagen (vgl. Petersen, »Hufeisen und R.«, Kiel 1865), von denen diejenigen über die Roßtrappe im Bodetal (s. oben) wohl die bekannteste ist, leiten den Eindruck von dem Roßhuf eines siegreichen Heerführers, Heiligen, Verfolgten oder dem Teufel her; am häufigsten wird der Reiter als Karl d. Gr. bezeichnet. An mehreren Orten werden in der Nähe der R. R.-Quellen gezeigt, die heiliges oder heilendes Wasser spenden und, wie die Hippokrene am Helikon, in der Hufspur entsprungen sein sollen. Dahin gehören die Heilquellen zu Aachen, der Glisborn bei Gudensberg. der Bullerborn (Baldersbrunn?) bei Altenbeken, der Königsborn bei Stadtbergen, der Baldersbrunnen bei Roskilde (Seeland) u.a. Manchmal tritt an Stelle von Karl d. Gr. oder Balder auch ein berittener Heiliger, wie zu Heilsbronn, wo der Esel des heil. Wilibald die Heilquelle aufscharrte, und zu Heilsberg in Thüringen, wo sich an der Kirchentür das Hufeisen angenagelt befand, welches das Pferd des heil. Bonifatius abwarf, als es die dortige Heilquelle aufscharrte. Sehr verbreitet sind auch in Deutschland Grenzsteine mit R., die aber wahrscheinlich Mondbilder darstellen, von deren Einmeißelung in Grenzsteinen alte Dokumente berichten. Vgl. Hufeisen, S. 601.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 165.
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