Saint-Gelais

[436] Saint-Gelais (spr. ßäng-schölä), 1) Octavien de. franz. Dichter, geb. 1466 in Cognac, gest. 1502 als Bischof von Angoulême. Er hat hauptsächlich allegorische Gedichte moralisierenden Inhalts verfaßt; in einem: »Le séjour d'honneur« (1490), gibt er die Geschichte seiner Zeit in allegorischer Einkleidung. Wichtig sind seine Übersetzungen der »Odyssee« (1500), der »Episteln Ovids« (verfaßt 1496, gedruckt 1500), der »Äneïs« (1509). In den »Episteln Ovids« hat er, zuerst in der französischen Literatur, den regelmäßigen Wechsel männlicher und weiblicher Reimpaare durchgeführt. Vgl. Castaigne, Notice littéraire sur la famille des S. (Angoulême 1839).

2) Melin oder Merlin de, Sohn (angeblich Neffe) des vorigen, geb. 3. Nov. 1487 in Angoulême, gest. im Oktober 1558 in Paris, studierte die Rechte in Italien und wurde 1544 von Franz I. zum Bibliothekar in Fontainebleau ernannt. Er übersetzte mit Habert die »Sofonisba« des Trissino (1554 in Blois vor Katharina von Medici gespielt), ahmte italienische Dichtungen (Terzinen, Sonette) nach und dichtete die ersten französischen Madrigale. Als Anhänger Marots stand er anfangs im Gegensatz zur Plejade, söhnte sich aber später mit dieser aus. Seine »Œuvres« erschienen 1547, 1718 (von Lamonnoye), vollständig erst 1873 (hrsg. von Blanchemain, 3 Bde.). Vgl. W. Wagner, Mellin de S. (Ludwigshafen 1893).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 436.
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