Salep

[465] Salep (verstümmelt aus dem arab. khus yatus salab, »Fuchshoden«), getrocknete Wurzelknollen verschiedener Orchideen aus der Abteilung der Ophrydeen. Diese Pflanzen besitzen zur Blütezeit zwei Knollen, eine geschrumpfte, aus deren Bestandteilen sich der blühende Stengel entwickelt hat, und eine derbe, vollsaftige, kugelige oder handförmig geteilte, gelappte, aus der sich im folgenden Jahr ein blühender Stengel entwickelt (s. Knolle, Fig. 4 u. 5). Man sammelt nach der Blütezeit die vollsaftigen Knollen, die frisch etwas bitterlich schmecken und eigentümlich unangenehm riechen, wäscht sie, reibt die äußere braune Haut ab, brüht und trocknet sie in künstlicher Wärme. Am häufigsten benutzt man in Mitteleuropa die ungeteilten Knollen von Orchis morio, mascula, militaris (s. Tafel »Arzneipflanzen I«, Fig. 3, mit Text), ustulata, Anacamptis pyramidalis, weniger die geteilten Knollen (früher Radix Palmae Christi, Johannis- oder Glückshändchen, s. Gymnadenia) von Orchis maculata, latifolia und Gymnadenia conopsea. Die ungeteilten Knollen sind nach dem Trocknen bis 3 cm lang und 2 g schwer, unregelmäßig gestaltet, hart, spröde, gelblichgrau, riechen schwach aromatisch, schmecken fade, enthalten 27 Proz. Stärkemehl, 48 Proz. Bassorin, 1 Proz. Zucker, 5 Proz. Eiweiß, 2 Proz. Mineralstoffe etc. Gepulvert geben sie mit dem 50fachen Gewicht kochenden Wassers eine steife Gallerte. S. galt ehedem im Orient im Hinblick auf die Gestalt der beiden rundlichen, nebeneinander sitzenden Knollen als wirksames Mittel zur Wiedererlangung der Zeugungskraft; Theophrast und Dioskorides schrieben ihm große Nährkraft zu, die er aber nicht besitzt. In Deutschland liefern Taunus, Westerwald, Rhön und Odenwald S., auch kommt viel aus Frankreich, den meisten S. aber liefert Smyrna; man benutzt ihn in der Form von Salepschleim (Mucilago Salep) als Hausmittel bei Durchfällen, zur Ernährung herabgekommener Kinder etc.; arzneiliche Wirkung besitzt er nicht. Zur Bereitung des Schleimes schüttelt man 1 Teil Saleppulver in einer Flasche mit 10 Teilen kalten Wassers bis zu gleichmäßiger Verteilung, fügt 90 Teile siedendes Wasser hinzu und schüttelt anhaltend. In Griechenland und der Türkei dient Salepschleim mit Honig als tägliches Morgengetränk. Westindischer S., soviel wie westindisches Arrowroot.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 465.
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