Salpetersaures Silber

[485] Salpetersaures Silber (Silbernitrat, Silbersalpeter) AgNO3 entsteht beim Lösen von Silber in Salpetersäure. Es bildet farblose, wasserfreie, luftbeständige Kristalle vom spez. Gew. 4,328, schmeckt herb metallisch, wirkt ätzend giftig, löst sich sehr leicht in Wasser, auch in Alkohol und Äther, reagiert neutral, schmilzt bei 198°, erstarrt kristallinisch, ist am Licht unveränderlich, schwärzt sich aber bei Gegenwart organischer Stoffe, die metallisches Silber abscheiden. Daher erzeugt die Lösung auf der Haut oder Wäsche schwarze Flecke. Diese verschwinden leicht durch Betupfen mit (höchst giftiger!) Cyankaliumlösung oder nach dem Betupfen mit Jodtinktur durch Waschen mit konzentrierter Lösung von unterschwefligsaurem Natron und Spülen mit Ammoniak. Gewöhnlich wird das geschmolzene Silbernitrat in Stängelchen gegossen (Höllenstein, Lapis infernalis, Argentum nitricum fusum); es dient in der Photographie, zur Darstellung andrer Silberpräparate, zum Färben der Haare und zum Zeichnen der Wäsche. In der Heilkunde benutzt man es als Ätzmittel bei aphthösen Geschwüren, Rachenkatarrh, Kehlkopfkrankheiten, Augenkrankheiten, Ruhr, Tripper, Blasenkatarrh, Geschwüren, innerlich bei Darm-, Magen- und Nervenleiden, besonders bei Rückenmarksschwindsucht. Bei längerm Gebrauch erzeugt es dauernde Bronzefärbung der Haut, die auf Ablagerung von metallischem Silber in der Epidermis beruht (Argyriasis, Argyrie, Argyrosis). Größere Dosen rufen heftige Entzündungen hervor und können tödlich wirken. Man behandelt sie mit reichlichen Gaben von Kochsalzlösung und Milch. Das Salz wurde[485] schon von Geber in Kristallen erhalten. Angelus Sala empfahl es im 17. Jahrh. den Ärzten und stellte den Höllenstein dar. Salpeterhaltiger Höllenstein, ein zusammengeschmolzenes Gemisch von 1 Teil salpetersaurem Silber mit 2 Teilen salpetersaurem Kali (Barralsche Stifte), dient als milderes Ätzmittel.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 485-486.
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