Schäffle

[680] Schäffle, Albert Eberhard Friedrich, Nationalökonom und Staatsmann, geb. 24. Febr. 1831 zu Nürtingen in Württemberg, gest. 25. Dez. 1903 in Stuttgart, war ursprünglich für die theologische Laufbahn bestimmt, studierte 1848 in Tübingen, trat 1850 in die Redaktion des »Schwäbischen Merkur« ein, in dem er die großdeutsche Richtung vertrat, und wurde im Herbst 1860 Professor der Volkswirtschaft in Tübingen. Von 1862–65 gehörte er dem württembergischen Landtag, 1868 dem deutschen Zollparlament an. In demselben Jahre wurde er ordentlicher Professor in Wien und im Februar 1871 bei Bildung des Ministeriums Hohenwart zum Handelsminister ernannt. Nach dem schon im Oktober 1871 erfolgten Fall dieses Ministeriums zog er sich nach Stuttgart zurück, wo er seine schriftstellerischen Arbeiten wieder aufnahm. Von seinen durch Gedankenreichtum und Scharfsinn sich auszeichnenden Werken erwähnen wir: »Die Nationalökonomie oder allgemeine Wirtschaftslehre« (Leipz. 1861; 2. Aufl. u. d. T.: »Das gesellschaftliche System der menschlichen Wirtschaft«, Tübing. 1867; 3. Aufl. in 2 Bdn. 1873); »Die nationalökonomische Theorie der ausschließenden Absatzverhältnisse« (Tübing. 1867); »Kapitalismus und Sozialismus« (das. 1870, 2. Aufl. 1878); »Die Quintessenz des Sozialismus« (Gotha 1874, 14. Aufl. 1906); »Bau und Leben des sozialen Körpers« (Tübing. 1875–78, 4 Bde.; 2. Aufl. 1896, 2 Bde.); »Enzyklopädie der Staatslehre« (das. 1878); »Die Grundsätze der Steuerpolitik« (das. 1880); »Der korporative Hilfskassenzwang« (das. 1882, 2. Aufl. 1884); »Die Aussichtslosigkeit der Sozialdemokratie« (das. 1885, 4. Aufl. 1891); »Gesammelte Aufsätze« (das. 1885–87,[680] 2 Bde.); »Deutsche Kern- und Zeitfragen« (Berl. 1894, neue Folge 1895); »Die Steuern« (Leipz. 1895–96, 2 Bde.), außerdem die Biographie »Cotta« (Bd. 18 der »Geisteshelden«, Berl. 1895); »Ein Votum gegen den neuesten Zolltarif« (Tübing. 1901); »Die agrarische Gefahr« (Berl. 1902). Nach seinem Tod erschienen: »Aus meinem Leben« (Berl. 1905, 2 Bde.) und »Abriß der Soziologie«, hrsg. von Bücher (zum Teil Sonderdruck aus der »Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft«, Tübing. 1906). Seit 1892 (bis 1901 allein, seitdem gemeinsam mit Bücher) gab er die »Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft«, der er viele Beiträge geliefert hat, heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 680-681.
Lizenz:
Faksimiles:
680 | 681
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika