Schill [2]

[795] Schill, Ferdinand Baptista von, preuß. Patriot, geb. 6. Jan. 1776 in Wilmsdorf bei Dresden, wo seit 1904 sein Denkmal steht, trat 1788 in ein preußisches Husarenregiment. Bei Auerstedt am Kopfe verwundet, wartete er seine Genesung in Kolberg ab und bildete 1807 ein Freikorps von 1000 Mann, mit dem er die Verteidigung dieser Festung durch Behauptung der Maikuhle wirksam unterstützte, zugleich aber in Pommern umherstreifte. Nach dem Frieden von Tilsit Major und bald darauf Kommandeur des 2. Husarenregiments in Berlin geworden, faßte er 1809 den Entschluß, Preußen durch eine kühne Unternehmung zum Kriege gegen Napoleon fortzureißen. Unter dem Vorwand eines Feldmanövers führte er sein Regiment 28. April 1809 ohne Vorwissen des Königs von Berlin gegen die Elbe; eine Anzahl Offiziere und eine Kompanie Fußjäger folgten ihm. Aber schon vor Wittenberg stieß das kleine Korps auf Widerstand, und da die Stimmung in Sachsen für S. keineswegs günstig war, so wandte er sich auf das linke Ufer der Elbe nach Anhalt. Bei Dodendorf, unweit Magdeburg, hatte S. 5. Mai das erste Gefecht mit einer Abteilung der Magdeburger Garnison. Da der König Schills »unglaubliche Tat« öffentlich mit den schärfsten Ausdrücken mißbilligte, erhielt dieser keinen Zuzug und mußte vor der wachsenden Macht der Feinde zurückweichen. Er wandte sich durch die Altmark nach Mecklenburg, um nach Rostock und Wismar zu gelangen, wo er englische Unterstützung zu finden hoffte. Von holländischen und dänischen Truppen bedrängt, rettete sich S. 25. Mai nach Stralsund und suchte in Eile die verfallenen Festungswerke herzustellen. Aber schon 31. Mai erschienen die vereinigten Holländer und Dänen (6000 Mann) vor der Stadt und drangen unter einer heftigen Kanonade ein. In den Straßen entspann sich ein blutiger Kampf, bei dem S., nachdem er den holländischen General Cateret, obwohl selbst aus mehreren Wunden blutend, vom Pferd gehauen, durch mehrere Flintenschüsse den Tod fand. Etwa 200 Reiter und einige Jäger schlugen sich durch und erzwangen die Bewilligung freien Abzugs nach Preußen, wo die Soldaten in ihre Heimat entlassen, die Offiziere aber vor ein Kriegsgericht gestellt und mit Festungsstrafe und Kassation bestraft wurden. Eine andre Abteilung entkam von Rügen aus zu Wasser nach Swinemünde, der Rest des Korps aber blieb im Gefecht oder wurde (543 Mann) gefangen und nach Frankreich auf die Galeeren transportiert. Elf gefangene Offiziere wurden in Wesel 16. Sept. 1809 erschossen. 1835 ward ihnen hier von der preußischen Armee ein Denkmal errichtet. Schills Leichnam ward in Stralsund begraben, sein Kopf aber in Spiritus gesetzt und im Museum zu Leiden aufbewahrt, 1837 jedoch in Braunschweig nebst einigen dort begrabenen Kameraden in einem besondern Mausoleum beigesetzt. 1889 wurde das 1. schlesische Husarenregiment nach S. benannt. Vgl. Haken, Ferdinand v. S. (Leipz. 1824, 2 Bde.); Bärsch, F. v. Schills Zug und Tod (das. 1860, neue Ausg. 1901); »Ferdinand v. S., ein militärisch-politisches Charakterbild« (Potsd. 1860); »Briefe einer Braut aus der Zeit der deutschen Freiheitskriege 1804–1813«, herausgegeben von Edith v. Cramm (Berl. 1905).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 795.
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