Schill [2]

[183] Schill, Ferdinand Baptist von S., geb. 1778 in Wilmsdorf bei Dresden, wo sein Vater, welcher österreichischer u. sächsischer Parteigänger gewesen war, ein Rittergut besaß; sein Vater ging 1778 im Baierischen Erdfolgekriege als Oberstlieutenant in preußische Dienste u. kaufte sich 1780 in Sothof bei Pleß in Schlesien an. S. trat sehr früh in die preußische Armee; war 1806 Lieutenant im Dragonerregiment Ausbach-Baireuth, ging, bei Auerstädt verwundet, nach Pommern u. sammelte bei Kolberg eine Streifpartei, welche Anfangs nur aus 2 Mann seines Regiments bestand, aber bald bis auf 1 Escadron stieg u. mit welcher er sich durch glücklich ausgeführte Streifzüge gefürchtet machte. Nachdem ihm der Commandant Loucadou diese Unternehmungen untersagt hatte, errichtete er mit Erlaubniß des Königs ein eigenes Freicorps, welches aus 4 Schwadronen Husaren u. 1 Compagnie reitender Jäger bestand, wozu noch einige leichte Infanterie u. einige Kanonen kamen (im Ganzen 1000 M.), womit S. an der Odermündung festen Fuß zu gewinnen suchte, um im Rücken der Franzosen zu operiren, u. trug zur Vertheidigung von Kolberg wesentlich bei (s.u. Preußisch-russischer Krieg von 1806–1807 F. 577 u. S. 584). Der Friede zu Tilsit setzte seiner Thätigkeit Grenzen; er wurde Major u. sein Corps wurde zum brandenburgischen Husarenregiment erhoben, als dessen Chef er 1808 in Berlin einzog. Beim Ausbruch des Kriegs von Österreich gegen Frankreich 1809 zog er den 29. April mit seinem Regiment, ohne Vorwissen des Königs, aus Berlin u. üb er die Grenze, in der Hoffnung Norddeutschland zu insurgiren. Am 5. Mai bei Dodendorf von der Besatzung Magdeburgs angegriffen, ging er nach der Altmark, wollte sich in dem Fort Dömitz in Mecklenburg festsetzen, wurde aber von den Westfalen u. Holländern nach Stralsund (damals Schwedisch-Pommern) gedrängt; dort wollte er sich halten, stellte die Festungswerke der u. bot die pommersche Landwehr auf, so daß er an 2000 M. stark wurde; Stralsund ward aber 31. Mai von dem dreimal stärkeren Feind gestürmt u. der größte Theil des Corps in den Straßen niedergemacht. S. selbst fiel nach der tapfersten Gegenwehr u. nachdem er zuvor den holländischen General Carteret getödtet hatte, bereits aus mehren Wunden blutend, von einer Flintenkugel getroffen. Die hier u. bei Dodendorf gefangenen 12 Offiziere des Schillschen [183] Corps ließ Napoleon in Wesel erschießen (1835 wurde ihnen von den Preußen dort ein Denkmal errichtet). S. wurde in Stralsund beerdigt, seinen Kopf, in Weingeist gesetzt, erhielt der Professor Brugmans in Leyden, nach dessen Tode 1819 kam er in das anatomische Cabinet der dortigen Universität u. 1837 wurde er nach Braunschweig gebracht u. dort mit der Asche von 14 seiner erschossenen Offiziere in einem Mausoleum beigesetzt. (Mehr s.u. Österreichischer Krieg von 1809 F. 492). Ihm wurde 31. Mai 1859 an der Stelle, wo er gefallen war, eine Gedenktafel u. im April 1862 auf seinem Grabe ein Denkmal errichtet. Lebensbeschreibungen von Haken, Lpz 1824, 2 Bde.; von Heinrich Döring, Barmen 1838; vgl. Bärsch, F. von S-s Zug u. Tod im J. 1809, Lpz. 1860, 2 Bde. Rud. Gottschall hat ihn zum Sujet seiner gleichnamigen Tragödie (Hamb. 1850) genommen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 15. Altenburg 1862, S. 183-184.
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