Schneegans [2]

[920] Schneegans, 1) August, elsäss. Schriftsteller, geb. 9. März 1835 in Straßburg, gest. 2. März 1898 in Genua, studierte in Paris, ward 1857 Sekretär der internationalen Donauschiffahrtskommission, dann Lehrer und Mitarbeiter am »Temps« in Paris, 1863 Redakteur des »Courrier du Bas-Rhin« in Straßburg, 1870 Adjunkt des Maire daselbst, gehörte 1871 der Nationalversammlung zu Bordeaux an, war 1871–1873 Redakteur des »Journal de Lyon« in Lyon, dann Direktor des »Elsässer Journals« in Straßburg. 1877–79 Reichstagsabgeordneter, trat er an die Spitze der Autonomisten und erwirkte 1879 die Erteilung einer neuen Landesverfassung und Einsetzung einer besondern Regierung für Elsaß-Lothringen, die seiner Anregung entsprungen ist, und in die er selbst als kaiserlicher Ministerialrat in der Abteilung des Innern eintrat. 1880 ward S. deutscher Konsul in Messina, 1888 Generalkonsul in Genua. Als guter Franzose alt geworden, ward S. nach der Annexion ein überzeugter Freund Deutschlands und hat als solcher für sein Heimatland Elsaß in den Übergangsjahren Großes geleistet. Er veröffentlichte: »Contes« (Straßb. 1868); »La guerre en Alsace« (das. 1871); »Aus dem Elsaß« (anonym, Leipz. 1875); »Aus fernen Landen«, Novellen (Bresl. 1886); »Sizilien. Bilder aus Natur, Geschichte und Leben« (Leipz. 1887, 2. Aufl. 1905) u.a. Das bedeutendste seiner Werke sind die von seinem Sohne Heinrich S. (geb. 11. Sept. 1863, Professor der romanischen Philologie in Würzburg, Verfasser einer Molière-Biographie, Berl. 1902) aus seinem Nachlaß herausgegebenen »Memoiren« (Berl. 1904). – Ein weitläufiger Verwandter von S. war der anfangs zur bonapartistischen, später zur autonomistischen Partei gehörige Ferdinand Valentin S. (geb. 19. Dez. 1820, gest. 31. Mai 1901), Mitglied des Landesausschusses, des unterelsässischen Bezirkstages und des elsässisch-lothringischen Staatsrates.

2) Ludwig, Dichter, geb. 16. Dez. 1842 in Straßburg, studierte Philologie und vergleichende Sprachwissenschaft in Straßburg, Jena und Berlin, ging nach Frankreich, um eine Professur am Lyzeum in Reims anzutreten, fühlte sich aber mehr zu Deutschland hingezogen und siedelte, nachdem er seine erste Tragödie: »Tristan« (Leipz. 1864), veröffentlicht hatte, nach Wien, 1869 nach München über, wo er das Trauerspiel »Maria, Königin von Schottland« (Heidelberg 1867) zur Ausführung brachte. Von seinen weitern dramatischen Dichtungen wurden das Lustspiel »Doktor Vorwärts« (1871) und die Tragödie »Jan Bockhold« (1877) auf verschiedenen Bühnen gegeben, die Tragödie »Der Weg zum Frieden« (1874) hingegen lediglich für König Ludwig von Bayern in einer Privatvorstellung ausgeführt. Seit 1888 lebt er in Wien. Noch sind die Dramen: »Spätherbst« (1872), »Frau von Montavey« (nach Bouilhet), »Gräfin Egmont oder der Doppelgänger« (1877) und das Lustspiel »Samiel hilf!« (1881) zu erwähnen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 920.
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